Freitag, 26. September 2008

Das hr-Sinfonieorchester beim „Jungen Konzert“ in der Alten Oper unter Leitung von Paavo Järvi mit Werken von Haydn, Brahms und Eduard Tubin

Das Programm ist lang und fordert von seinen Zuhörern unbedingte Aufmerksamkeit. Vom nicht zu unterbindenden Applaus zwischen den Sätzen abgesehen, zeigte sich Frankfurts Jugend an diesem Abend fast vorbildlich. Und das, obwohl die reine Spielzeit fast zwei Stunden betrug. In Joseph Haydns Sinfonie Nr. 82 „Der Bär“ gefiel das Orchester mit einem luftig, angenehm federleichten Kopfsatz, dem es zudem nie an Bodenhaftung fehlte. Im finalen Vivace standen aufschreiende hohe Streicher neben aufgeregt plapperndem Holz und den bordun-gemütlichen Celli und Kontrabässen in farbig markiertem Kontrast. Nicholas Angelich bewies im zweiten Klavierkonzert von Johannes Brahms seine Formulierungskünste, ließ aus scheinbar gefälligem Parlando im zweiten Satz eine unerwartete Tiefe erwachsen. Souverän durchpflügte er das dichte Material und nutzte seine technische Überlegenheit um die Vielfalt des Stückes großzügig heraus zu arbeiten. Schließlich überraschte die 1946 entstandene fünfte Sinfonie des hier gänzlich unbekannten estnischen Komponisten Eduard Tubin durch seine rauschhafte Klangsprache. Mit seiner undiplomatischen Opulenz und einer pulsierenden Rastlosigkeit ist es eine bislang noch unentdeckte Bereicherung des Repertoires.  

Veröffentlicht in der Frankfurter Neuen Presse

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