Donnerstag, 26. Februar 2009

Schülerdrama "Aussetzer" von Lutz Hübner in den Mainzer Kammerspielen zu sehen

Zwei Menschen prallen aufeinander, ihre Interessen könnten auf den ersten Blick nicht gegensätzlicher sein. Sie versuchen, sich anzunähern, auch wenn das mit zahlreichen Hürden verbunden ist. Das Stück „Aussetzer“ von Lutz Hübner wird nun in den Kammerspielen gezeigt.


Es ist die fünfte Produktion, die das freie Theater „Teatro Libre“ um Regisseur Gerrit Meier in den Mainzer Kammerspielen aufführt. Das Zwei-Personen-Stück stammt von einem Autoren, der nach den Statistiken des Deutschen Bühnenvereins einer der meistgespielten Autoren auf deutschen Bühnen ist und damit zumindest quantitativ in die Nähe von Goethe und Shakespeare rückt. In „Aussetzer“ stehen sich ein 16-jähriger Hauptschüler und dessen Lehrerin, eine 30-jährige Berufsanfängerin gegenüber. „Der Selbstbehauptungskampf von Schüler und Lehrerin ist der Rahmen“, macht Gerrit Meier deutlich. Doch was sich darin abspielt, hat auch weit darüber hinaus Gehalt.

Der Konflikt gestaltet sich folgendermaßen: Der 16-jährige Chris (Pierre Humphrey) hat sich bislang nie sonderlich für das Lernen interessiert und nun ist die Versetzung gefährdet. Er bietet Lehrerin Julika (Saskia Huppert) einen aus seiner Sicht fairen Handel an: Wenn sie ihn durchkommen lässt, sorgt er für Ruhe im Klassenzimmer. Vollkommen überzeugt von der Legitimität seines Tuns ist er umso heftiger vor den Kopf gestoßen, als Julika das Ansinnen ablehnt. In der Auseinandersetzung platzt ihm der Kragen und plötzlich liegt sie mit blutender Lippe auf dem Boden. Julika nimmt das Heft wieder in die Hand, indem sie ihm ein Abkommen anbietet: Absolutes Schweigen über den Vorfall. Allerdings nur unter der Bedingung, dass er versäumten Lehrstoff nachholt, wobei sie ihm helfen wird. Ob das gut geht, wird sich im weiteren Verlauf erweisen.

„Das Stück maßt sich nicht an, gesellschaftliche Fragen in diesem Zusammenhang zu beantworten“, betont Meier. Doch mit Mitteln des Theaters würden auf diese Weise theoretische Debatten greifbar gemacht. Es gehe auch weniger darum, das Bild einer realistische Situation nachzuzeichnen, sondern zwei Figuren zu schaffen, die in ihrem Handeln glaubhaft sind. Im Zentrum steht die Frage, wie ein Mensch authentisch bleiben kann.

Gerrit Meier ist zu der Ansicht gelangt, dass dieses Stück insbesondere für Schulen gut geeignet ist und hat sich mit Verena Gerlach eine Theaterpädagogin an die Seite geholt, die ein Konzept zur Vor- und Nachbereitung im Unterricht ausgearbeitet hat. Dieses kann zusätzlich zu den eigens angesetzten Vormittags-Terminen gebucht werden. Bei Redebedarf stehen Regisseur und Schauspieler zudem nach den Aufführungen zur Verfügung.

  • Die Musik zu dem Stück hat übrigens einmal mehr Torsten Knoll komponiert. Mit Gerrit Meier verbindet ihn mittlerweile eine lange Zusammenarbeit. Gerade erst war er mit seiner Arbeit bei der Berlinale zu Gast.

  • Pierre Humphrey hat 2002 die Castingshow „TeenStar“ gewonnen und im Anschluss an der Stage & Musical School Frankfurt studiert. Seitdem arbeitet er im Bereich Theater, TV und Musik.

  • Saskia Huppert ist Absolventin der renommierten Universität der Künste Berlin und gastiert bei wichtigen Festivals und stand mehrfach vor der Kamera. Im vergangenen Jahr war sie im Weihnachtsmärchen der Kammerspiele zu sehen.

Premiere: 5. März. Weitere Termine: 7.3., 3., 4., 24. und 25. April, jeweils 20 Uhr
Schulaufführungen am 24., 25., 26. März, 12., 13., und 14. Mai, jeweils 11 Uhr