Samstag, 27. Oktober 2007

Die Mainzer Gitarristin Anna Koch stellt ihr neues Programm ¡Ay, coracón! mit der Mezzosopranistin Barbara Ostertag vor

Mit ihrem Konzert am Samstag kehrt die junge Gitarristin Anna Koch an den Ort zurück, wo ihre musikalische Ausbildung begann. Hier, am Peter-Cornelius-Konservatorium war sie Jungstudentin bei ihrem Vater Michael Koch. Schon früh gewann sie bei internationalen Wettbewerben, trat im Berliner Konzerthaus am Gendarmenmarkt und bei der Expo Hannover auf. Später studierte sie bei Sonja Prunnbauer in Freiburg und als Erasmus-Stipendiatin bei Carlo Marchione in Maastricht. Seit April ist sie Studentin in der Gitarrenklasse von Johannes Monno in Stuttgart.

Gemeinsam mit der Freiburger Mezzosopranistin Barbara Ostertag hat sie nun ein Programm unter dem Titel ¡Ay, coracón! ausgearbeitet. Dahinter stecken spanische, französische und englische Komponisten, die fast alle aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stammen. „Die Lieder verbindet alle eins: sie basieren auf Volksweisen der jeweiligen Länder und wurden von den Komponisten aktuell bearbeitet“, gibt Anna Koch Einblick in das Programm. Sie spricht dabei von „viel Temperament und Melancholie“ bei den Spaniern, die Stücke aus Frankreich seien „sehr leicht und nobel“, die Briten hingegen wiesen „viel Humor und Ironie“ auf. Und natürlich gibt es auch einige Liebeslieder.

Anna Koch hat sich in ihrem Studium auf die klassische Gitarre spezialisiert, auch wenn es schon einmal einen Abstecher zur Barock-Gitarre gab. „Ich begleite unheimlich gern“, sagt sie und weist damit auf einen künstlerischen Schwerpunkt hin. „Man hat dabei eine schöne Rollen, kann unterstützen und selbst viel mit hineingeben“, findet sie. Auch die Arbeit mit den Texten interessiert sie dabei. Mittlerweile unterrichtet sie selbst an einer Musikschule und hat darüber hinaus private Schüler. Kürzlich hat sie bei den Aschaffenburger Gitarrenfestspielen debütiert und wird im kommenden Jahr nach Japan fahren.

Nach Abschluss des Studiums wird es sie jedoch zunächst in den Schuldienst verschlagen, denn sie hat Deutsch und Musik auf Lehramt studiert. Die Gitarre wird dann aber nicht in die Ecke gestellt. Am liebsten wäre es ihr, eine halbe Stelle an einem Gymnasium zu bekommen und die restliche Zeit der künstlerischen Arbeit widmen zu können.

Das Konzert findet am Samstag, 27. Oktober um 20 Uhr im Peter-Cornelius-Konservatorium statt.

Veröffentlicht in der Allgemeinen Zeitung Mainz

Donnerstag, 25. Oktober 2007

Mit dem Performance Art Depot bekommt die Kulturszene in Mainz eine neue Spielstätte

Von so einem Glücksfall träumen wohl die meisten Künstler. Und auch Peter Schulz und Nic Schmitt hatten erst einmal gar nicht damit gerechnet. In der Leibnizstraße entdeckten sie einen kleinen Laden, den sich die Performance-Künstler einmal genauer anschauen wollten. Was sie nicht erwartet hatten: Darunter befindet sich ein fast 600 Quadratmeter großer Hallenkeller. Den wollen beide nun so weit herrichten, dass daraus mittelfristig eine neue Spielstätte entsteht. Ein Trägerverein befindet sich bereits in der Gründungsphase, er soll das zukünftige „Performance Art Depot“, kurz „pad“ bewirtschaften.

Geplant sind Produktionen und Präsentationen zeitgenössischer Kunst – ein Bereich, der in Mainz bisher nur am Rande die Möglichkeit hat, sich zu präsentieren. Schon am Wochenende vom 23. bis 25. November soll es einen ersten Einblick in die Möglichkeiten des „pad“ geben. Dafür können sich noch Künstler bewerben, die sich schon jetzt an der Belebung der neuen Spielstätte beteiligen wollen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, möglich sind Aufführungen jenseits des klassischen Literaturtheaters, Installationen, szenische Lesungen und andere alternative Inszenierungsformen und Kunst-Aktionen. Auch Video-Installationen und Filmvorführungen kann sich das Produktionsteam Schmitt und Schulz vorstellen.

Beide haben in Mainz Theaterwissenschaft studiert und sind in der Region keine unbeschriebenen Blätter. Peter Schulz leitete jahrelang den Theater-Ausschuss der Universität und ist in zahlreichen öffentlichen Kunstaktionen in und um Mainz hervorgetreten. Nic Schmitt hat ebenfalls einige Projekte hinter sich und war unter anderem an der Organisation des Rüsselsheimer Kultursommers beteiligt. Bei der Bischofsheimer „Gangart 2006“ stellten sie gemeinsam ihr Projekt „Spielstädte“ vor.

Durch ihre bisherige Arbeit haben sie es geschafft, erste Ausstattungs-Elemente zusammen zu tragen. Für Bühnenteile und Bestuhlung ist bereits für den Anfang gesorgt, wenn alles klappt, stehen noch ein Tanzboden und die immer wieder notwendigen schweren Molton-Tücher in Aussicht. Unterstützung ist aber noch an allen Ecken und Enden dringend notwendig. Bislang bestreiten die beiden engagierten Künstler alle Ausgaben aus eigener Tasche. Allein die Beheizung des riesigen Raumes würde monatlich über 1.000 Euro kosten. Noch ist ihnen der Vermieter bei der Kaltmiete deutlich entgegen gekommen, doch auch hier werden auf mittlere Sicht hohe Kosten anfallen.

Deshalb hoffen Schmitt und Schulz nicht nur auf rege Beteiligung der Mainzer Kunstszene, sondern auch auf Unterstützung durch Privatleute und Unternehmen. Es geht um konkrete Sachspenden, auch eine regelmäßige finanzielle Unterstützung wäre viel wert. Für das Mainzer Kulturleben jedenfalls, das zeigt sich bereits jetzt, wäre ein erfolgreiches „Performance Art Depot“ eine absolute Bereicherung. Und vielleicht sind ja auch noch ein paar öffentliche Gelder aufzutreiben.

  • Kontakt zum Produktionsteam: schmittundschulz@pad-mainz.de
  • Internetseite: www.pad-mainz.de
  • Künstler können sich noch bis zum 31.10. mit Ideen für das Vorstellungswochenende im November bewerben
Veröffentlicht in der Allgemeinen Zeitung Mainz

Dienstag, 23. Oktober 2007

William Relton inszeniert Albert Lortzings "Der Wildschütz" am Staatstheater Darmstadt

Irgend etwas fehlt hier. Wenn William Relton in Darmstadt Albert Lortzings Komische Oper „Der Wildschütz“ inszeniert, bleibt in jeder Szene ein leeres Gefühl zurück. Was da auf der Bühne geschieht, hat weder den Anspruch einer eigenen Deutung des Stoffes, noch lässt sich ein Erzählfaden des Regisseurs entdecken. Im Gegenteil, alles wirkt wie ein einziges Volkstheater mit schnellen Pointen, die sich in der zigfachen Wiederholung aber rasch abnutzen. Der Anfang wirkt irgendwie noch originell, wenn die Hochzeitsgäste mit Äppelwoi aus zünftigen Bembeln anstoßen und der eine oder andere hessische Dialektfetzen erklingt. Doch nach einer Weile der Schreck: Die hessischen Dialoge von Michael Wambold ziehen sich durch das ganze Stück. Ganz egal, ob die Darsteller dazu in der Lage sind oder es einfach nur peinlich klingt. Relton wäre gut beraten gewesen, diesen an sich ordentlichen Einfall komplett an Hans-Joachim Porcher abzuarbeiten, der als Hausdiener Pankratius als einziger echtes komisches Talent im geforderten Sinn beweist.

Auch die Bühne von Heinz Balthes macht nicht so richtig glücklich. Sie wirkt monströs, bleibt aber eindimensional und wirkt wie die vervielfachte Kulisse eines Puppentheaters. Hier ist die Idee ebenfalls wieder einfallsreicher als die Ausführung zwischen hessischem Fachwerk und griechischem Bad. Die typische Verwechslungskomödie wird ansonsten aber temporeich erzählt. Dazu gehört es auch, dass die einzelnen Personen überzeichnet wirken und gerne ins Lächerliche gezogen werden. Der Regisseur sieht keinen Grund, sich schützend vor die Charaktere zu stellen, sondern lässt sie jeweils in ihrer Plumpheit ins offene Messer laufen.

Natürlich steht der arme Schulmeister Baculus (Thomas Mehnert) im Zentrum des Spotts. Der nicht mehr ganz junge Beamte hat sich in Gretchen (Margaret Rose Koenn) eine deutlich jüngere Braut gesucht, die ihm nur in Maßen zugetan ist. Als er nächtlich auf die Pirsch geht, um einen Braten zu schießen, fehlt er nicht nur sondern wird auch noch erwischt, so dass der Graf ihm sein Amt entziehen möchte. Da tritt Baronin Freimann (Anja Vincken) auf den Plan. Sie ist die Schwester des Grafen, erscheint dem Schulmeister aber als Student, dem Bruder später als Gretchen. Als solche wird sie vom Grafen (Oleksandr Prytolyuk) und dessen vermeintlichen Stallmeister (Mark Adler) umworben, der sich später als Baron Kronthal, der Bruder der Gräfin (Elisabeth Hornung) herausstellt. In dieser Maskerade wurde er auch von der eigenen Schwester als Objekt der Begierde entdeckt.

Insgesamt geht das unterhaltsame Spektakel munter vonstatten, es erhebt keinen besonderen Anspruch an mögliche Entlarvungen menschlicher Irrungen und Untiefen. Vielleicht muss das ja auch nicht immer sein. Unter der Leitung von Lukas Beikircher ist das Orchester des Staatstheaters ein zuverlässiger und stimmungsvoller Begleiter, auch der Chor bringt zusätzlichen Schwung ins Geschehen.

Veröffentlicht in der Frankfurter Neuen Presse

Freitag, 19. Oktober 2007

Wilde Worte bei Poetry Slam, Lesungen und Open Mic in Wiesbaden

Begonnen hat alles im Februar 1999. Da begann der spätere Verein „where the wild words are“ mit den ersten Veranstaltungen an die Öffentlichkeit zu gehen. Drei Jahre später gründeten die Frauen und Männer der ersten Stunde einen eingetragenen Verein für Literatur, Kunst und wilde Worte. Neun bis zehn Veranstaltungen gab es in der Räucherkammer des Kultur- und Kommunikationszentrums Schlachthof, mittlerweile werden noch acht pro Saison ausgerichtet. Immer geht es um das gesprochene, in aller Regel auch gelesene Wort.

Sie heißen „Poetry Slam“ oder „Open Mic“ und binden dabei stets das Publikum mit ein. Aber natürlich gibt es auch reguläre Lesungen mit Gastautorinnen und –autoren aus ganz Deutschland. Beim Poetry Slam geht es darum, das Publikum von seiner eigenen Leistung zu überzeugen. Die Teilnehmer lesen eigene Texte vor, die ganz unterschiedlichen Charakter haben. Am Ende entscheiden die Gäste mit ihrem Applaus über das Wohl und Wehe der Teilnehmer. Mittlerweile gibt es eine bundesweit vernetzte Szene, die Slammer kommen aus der ganzen Republik, reisen zu Veranstaltungen, die ihnen wichtig erscheinen.

„Aktionismus“ ist die Antwort, die Bettina Lehmann gibt, wenn sie gefragt wird, was die Motivation für die Anfangs-Mannschaft war, sich ehrenamtlich um wilde Worte zu kümmern. Bevor sie damit angefangen hatten, gab es bereits ähnliche Veranstaltungen unter dem Begriff „Laboratorium“, die aber nach und nach eingeschlafen waren. Diese wollten die Wildwortler weiter am Leben erhalten, was ihnen bis in die Gegenwart auch gelungen ist. Die Veranstaltungen sind immer wieder gut besucht, außerdem präsentiert sich der Verein bei Großveranstaltungen in der Region, wie etwa „Folklore im Garten“ oder „Open Ohr“ in Mainz.: „Die Leute bleiben und laufen nicht einfach nur vorbei“, hat Bettina Lehmann erlebt. So kommen bei solchen Auftritten schnell mal um die 300 Zuhörer zusammen.

Von dem knappen Duzend Aktiven der Anfangszeit ist außer Bettina Lehmann nur noch Uwe Kisielowski mit dabei. Jens Jekewitz war ein Slammer, der später Mitorganisator war, dann stießen noch Vera Sauer, Sabrina Schlemmer, Hendrik Hartemann und in diesem Jahr Daniel Bauer dazu. Auf den Schultern dieses Teams ruhen sämtliche Organisationsaufgaben. Nach wie vor sind alle ehrenamtlich aktiv. Unterstützung erhält der Verein vom Kulturamt und vom Schlachthof. Um in Zukunft öfter Autoren einladen zu können, die von weiter weg kommen, will sich der Verein auf Sponsorensuche begeben. „Durch Externe werden die Veranstaltungen einfach vielfältiger“, weiß Bettina Lehmann.

Was sie an der Literatur fasziniert, beantwortet sie wieder ganz pragmatisch: „Man liest ja“, sagt sie ohne zu zögern und ein wenig erstaunt. Bei ihr und ihren Kollegen scheint das selbstverständlich zu sein. Und diese Ansicht geben sie mit ihren Veranstaltungen ein Stück weiter. „Wir wollen einfach was tun und es ist immer wieder schön, wenn eine Veranstaltung gut gelaufen ist und man sich auf die nächste freuen kann“, erzählt sie weiter. Die Juristin ist im Verein zuständig für die Pressearbeit, dank ihr ist auch die Homepage immer auf dem neusten Stand. So wie sie, hat jeder im Verein eine klare Aufgabe, so dass sich alle aufeinander verlassen können.

Arbeit macht sich der Verein jedenfalls genug. Er hat auch eine eigene Sendung, die an jedem Donnerstag der ersten geraden Kalenderwoche im Monat zwischen 18 und 19 Uhr auf Radio Rheinwelle läuft. Am 24. Oktober steht wieder ein Poetry Slam im Schlachthof an, bei dem noch ein paar Plätze auf der Bühne zu vergeben sind. Bisher gibt es Teilnehmer aus der Region, einige reisen aus Bonn, Bochum oder Bordeaux an. Am 28. November wird Daniela Böhle von der Berliner „Reformbühne Heim und Welt“ lesen. Beim anschließenden Open Mic ist das Publikum aufgefordert, das Mikrofon zu erobern.

Veröffentlicht im Wiesbadener Tagblatt

Dienstag, 16. Oktober 2007

Alessandro Scarlattis Oper "La Giuditta" in Mainz

Die Geschichte stammt aus dem biblischen Buch Judith und ist fesselnd wie grausam zugleich. Die israelische Stadt Betulia steht kurz vor ihrer Vernichtung durch den assyrischen Feldherrn Holofernes. Der befindet sich gerade mitten in einem Plünderungs- und Eroberungsfeldzug, hat bereits zahlreiche Städte zuvor zerstört. Dementsprechend deprimiert ist die Stimmung unter den Oberen der Stadt. Da mischt sich mit der jungen Witwe Judith eine Frau ein, die glaubt, dem Treiben des Holofernes Einhalt gebieten zu können.

Diese Geschichte verpackte Alessandro Scarlatti nach einem Text seines Gönners Kardinal Pietro Ottoboni in den 1690er Jahren zu einem szenischen Oratorium. Das kaum mehr bekannte Werk wurde nun vom Jungen Ensemble des Mainzer Staatstheaters im Kleinen Haus aufgeführt – möglicherweise eine deutsche Erstaufführung.

Judiths spektakulärer Plan: Sie versucht, sich in das Lager des Assyrers einzuschmuggeln, ihn zu bezirzen und schließlich zu töten. Was sie vorhat, geht auf. Es kommt zu einer der berühmtesten Enthauptungen der Menschheitsgeschichte. In der Zwischenzeit aber erweisen sich die in der Stadt verbliebenen Entscheider als höchst wankelmütig. Ein von Holofernes übergelaufener Hauptmann flüchtet in die Stadt und wird vom Hohepriester und dem Fürsten Ozia skeptisch beargwöhnt. Als er davon berichtet, Judith im Lager gesehen zu haben, scheinen sie wieder beruhigt, doch als sie einige Tage nichts neues erfahren, ist ihr Glaube dahin und sie bereiten sich darauf vor, sich dem Eroberer zu unterwerfen. Just in diesem Moment erscheint Judith mit dem Haupt des Holofernes.

Die Inszenierung von Arila Siegert zeigt sich als überaus konzentriert und besticht durch eine klare Personenführung, die mitunter etwas schablonenhaft wirkt, gerade dadurch jedoch an Reiz gewinnt. Außerdem setzt sie auf Symbolkraft. So hat die vorher ganz in weiß gekleidete Judith nach ihrer Tat ein blutrotes Kleid an, die sich ergebenden Israeliten werden mit einem Stempel im Pass gekennzeichnet, bevor sie ins feindliche Lager können. Das alles geschieht jedoch ohne platte Aktualisierungs-Zwänge, sondern passt sich in die zeitlose Inszenierung von Arila Siegert ein. Das Bühnenbild von Hans Dieter Schaal bleibt überschaubar. Die weißgetünchten Wände mit großen Durchgängen und einem Einschusskrater dient gleichermaßen als Kulisse für die Heimstätte der Bürger Betulias wie für das Kriegslager der Assyrer.

In der Titelpartie überzeugt Ensemble-Mitglied Tatjana Charalgina mit angenehm offenem Sopran, der sowohl koloraturensicher ist als auch im emphatischen Einsatz bestens wirkt. Den Fürsten Ozia gibt Jasmin Etezadzadeh darstellerisch und sängerisch sehr ausgereift wieder, in die Rolle des Hohepriesters findet sich Kyoung-Suk Baek problemlos hinein. Mitunter etwas angestrengt wirkt der Counter Dmitry Egorov, was aber seine ansonsten tadellose Leistung nur selten schmälert. Als Hauptmann Achiorre ist schließlich Martin Erhard mit heller, ungekünstelter Stimme zu hören. Unter der Leitung von Clemens Heil macht das zu barocker Größe geschrumpfte Staatsorchester einen überaus beweglichen Eindruck.

Veröffentlicht in der Frankfurter Neuen Presse und im Darmstädter Echo

Montag, 15. Oktober 2007

Götz Alsmann mit neuem Programm "Mein Geheimnis" in Mainz

Warum sollte man ihm nicht glauben? Also tun wir es auch und nehmen jedes Wort, das er auf der Bühne erzählt, für bare Münze. Demnach hat sich Folgendes zugetragen. Eines Tages stieß Götz Alsmann beim gemeinsamen Buddeln mit Indiana Jones auf ein seltsames Bauwerk. Drinnen stieß er auf eine Kiste mit lauter Noten, die er fortan auch spielen sollte. Da kommen sie also her. All die jazzigen Schlager, die seit 40 oder 50 Jahren niemand mehr gespielt oder gesungen hat. Götz Alsmann hat sie als Musik-Archäologe wieder hervor gegraben, entstaubt, geputzt und auf Hochglanz gebracht. All das mit seinem eigenen Charme-Aufgebot das sich zwischen Schwiegermuttis Liebling und Vorgartenschreck bewegt.

Mit spitzbübischem Grinsen und dieser typischen Haartolle, die von mal zu mal vorlauter emporzustechen scheint, hat sich Alsmann einen ganz eigenen Platz in der deutschen Musikszene erspielt. Brillant sein Spiel am Klavier, der Mann hat Jazz im Blut und der wird direkt auf die Finger auf die Tasten übertragen. Alles, was er da spielt, klingt wie nebensächlich dahinimprovisiert und funktioniert jedes mal wieder. Seine Stimme wäre kaum der Rede wert, wenn der promovierte Musikwissenschaftler daraus nicht eine ganz besondere Sinnlichkeit heraus arbeiten würde, die mit nur in Maßen versteckter Ironie und einer großen Liebe zum gesprochenen Wort glänzt.

Sein aktuelles Programm „Mein Geheimnis“, das er nun in den Mainzer Kammerspielen aufzubieten hatte, ist eine gelungene Fortsetzung seines erfolgreichen „Kuss“-Programms. Wieder einmal sind die Perlen des Jazz-Schlagers versammelt, aufgefrischt mit pfiffigen Arrangements, ergänzt mit einigen Eigenheiten des Meisters, der gerne auch selbst schreibt. Ihm zur Seite steht erneut eine eingeschworene Mannschaft, deren musikalischer Teamgeist nicht oft genug lobend erwähnt werden kann. Altfried Maria Sicking beherrscht die Klöppel an Vibra- und Xylophon in virtuoser Perfektion, egal ob beim treibenden Latin-Verschnitt oder als einziger Begleiter von Alsmanns sonorem Tenor. Rudi Marhold ist der dezente Rhythmusgeber im abgehangenen Swing-Stil, dazu trommelt Markus Passlick auf seinen Congas und Bongos, was die Fingerkuppen hergeben. Die Ruhe selbst ist schließlich Rudi Marhold am Bass.

Gemeinsam gelingt es ihnen, vergessen geglaubte Töne und Texte wieder zu neuem Leben zu erwecken und dabei daran zu erinnern, dass auch die Wirtschaftswunderzeit so ihre amourösen Zweideutigkeiten liebte.

Veröffentlicht in der Allgemeinen Zeitung Mainz

Donnerstag, 11. Oktober 2007

Ralf Dreis übersetzt die griechische Autorin Lily Zografou

Alles begann eigentlich recht zufällig. Ralf Dreis zog es nach dem Abitur per Autostop nach Griechenland, wo er ein „wunderschönes, beeindruckendes Land“ kennen lernte. Er fand Freunde in Thessaloniki, verliebte sich dort und kam immer wieder her. Mitte der 90er Jahre wollte er endlich die Sprache richtig lernen und schrieb sich vor Ort an der Uni ein, beschäftigte sich acht Monate lang mit dem Neugriechischen. Dann blieb er für weitere fünf Jahre im Land, arbeitete in seinem erlernten Beruf als Gärtner und schrieb für eine linke deutsche Tages-, später Wochenzeitung über die politische Lage.

In Griechenland beschäftigte er sich auch mit der dortigen Literatur, stieß erst auf Chronis Missios, später auf Lily Zografou. „Eine sehr bekannte Schriftstellerin dort“, wie er weiß. Immerhin wurde ihr Erzählband „Beruf: Hure“ bereits in der 40. Auflage gedruckt. „Ich habe mir dann zum Ziel gesetzt, ihr Werk in Deutschland bekannt zu machen“, erzählt Ralf Dreis. Also machte er sich an die Übersetzung und fand im Verlag Edition AV einen Partner, der zum Druck bereit war. Dort lief gerade eine Themenreihe „kämpferische Frauen“ an.

Dreis zeigt sich nicht nur von der Literatin, sondern auch von Lily Zografous Biografie fasziniert. Die 1922 geborene Frau ging in den Widerstand gegen die deutschen Besatzer, brachte in Kriegsgefangenschaft ihre Tochter zur Welt. Später sei sie weiterhin „unangepasst und kämpferisch“ gewesen und bezeichnete sich als „freiheitliche Kommunistin“, überwarf sich mit der stalinistisch geprägten griechischen Kommunistischen Partei. Auch gegen die bürgerliche Feminismus-Bewegung argumentierte sie vehement, weil den Frau hier erneut vorgeschrieben werde, wie sie sich zu verhalten hätten.

Die Erzählungen in „Beruf: Hure“ handeln teilweise von Begebenheiten während der Militärdiktatur, behandeln aber auch den Themenbereich Liebe und Einsamkeit im Alter. „Meiner Meinung nach hat sie sehr viel Witz“, sagt Ralf Dreis. Und sie vermittelt darin ein „anderes Griechenland“, das dem Touristen in der Regel verborgen bleibt.

  • Die von Ralf Dreis übersetzten Erzählungen „Beruf: Hure“ und der Roman "Meine Frau, die Schlampe" sind in der Büchergilde Gutenberg am Bismarckring erhältlich.

Veröffentlicht im Wiesbadener Kurier

Mittwoch, 10. Oktober 2007

Vorschau auf Alessandro Scarlattis szenisches Oratorium "La Giuditta" am Staatstheater Mainz

Die Geschichte, die erzählt wird, ist so eindrucksvoll wie grausam. Der Feldherr Holofernes ist auf Geheiß von Nebukadnezar aufgebrochen, um das Volk von Betulia zu Steuerzahlungen zu zwingen. Die schöne Judith will ihre Stadt retten und gelangt heimlich in das feindliche Lager, wo Holofernes ihrem Zauber erliegt. Als er betrunken in den Schlaf fällt, wird er von Judith enthauptet, ihr Volk ist gerettet.

Diese alttestamentarische Geschichte hat Alessandro Scarlatti Ende des 17. Jahrhunderts unter dem Titel "La Giuditta" zu einem szenischen Oratorium geformt, das nun am 13. Oktober im Kleinen Haus des Mainzer Staatstheaters Premiere feiert. Das Werk ist damit gleichzeitig der Auftakt zu einer Operntrilogie, die sich über drei Spielzeiten hinweg erstreckt und das Motto „Gottes starke Töchter“ trägt. In die Produktion wird das „Junge Ensemble“ einbezogen sein, außerdem wird hierfür eng mit der Mainzer Musikhochschule zusammengearbeitet.

Von dem Werk gibt es lediglich zwei CD-Aufnahmen, „szenische Aufführungen sind uns nicht bekannt“, sagt Musikdramaturgin Anne do Paco und bezeichnet das Stück als „sehr theaterwirksam“. Gespielt wird die erste Fassung von 1694, hinzu kommt noch ein Schlaflied aus einer späteren Fassung, das an das Ende des Stückes gestellt wird. Regisseurin Arila Siegert spricht von einer „sehr dramatischen Musik“, die in Szene gesetzt wird. Bei ihr bekommt jeder Darsteller eine wichtige Rolle zugeordnet. Selbst die Statisten-Rollen werden von Sängern besetzt, die bei den Vorstellungen alternierend auch Hauptrollen übernehmen.

Das Stück beginnt in Siegerts Deutung in einer jüdischen Privatvilla, die von Holofernes geräumt wird. Auf der Bühne des Kleinen Hauses will sie einen „starken, imposanten Raum“ erschaffen. Clemens Heil, der die musikalische Leitung hat, zeigt sich von der Ambivalenz des Stückes fasziniert, das sowohl Oper als auch Oratorium ist und Arien aufweist, „die die gesamte menschliche Leidenspalette“ abbilden. „Das Stück ist wie ein Thriller“, findet der Dirigent und sieht die „musikalischen Ebenen virtuos miteinander verbunden“. Für Arila Siegert ist das Stück „poetisch und zweideutig“, sie erkennt den Figuren verschiedene Gesichter zu und entdeckt auch einen erotischen Moment, der zwar umspielt, aber nie explizit genannt wird. „Die Arbeit daran ist ein kleines Abenteuer“ resümiert sie.

  • Die Premiere am 13. Oktober ist bereits ausverkauft
  • Weitere Aufführungen am 18. und 26. Oktober
  • Das „Junge Ensemble“ ist eine Kooperation des Staatstheaters mit der Musikhochschule Mainz und dem Peter-Cornelius-Konservatorium
  • Kartentelefon: 06131-2851-222
Veröffentlicht in der Allgemeinen Zeitung Mainz

Dienstag, 9. Oktober 2007

„Tangerine Dream“ mit "One Night in Space“ in der Alten Oper

Die müssen ein eigenes Kraftwerk mitgebracht haben. Oder einen Sonderpreis für die Stromversorgung mit der Alten Oper vereinbart haben. Dieser Gedanke drängt sich unmittelbar auf, wenn man das Aufgebot an technischem Gerät sieht, das sich auf der Bühne auftürmt. „Tangerine Dream“ gab sich die Ehre, einen der wenigen Live-Auftritte in Frankfurts Guter Stube zu zelebrieren. Und mit zelebrieren ist auch wirklich das genüssliche Abfeiern technisch wie musikalisch ausgereifter Finessen gemeint. Was das Quintett um Keyboard-Altmeister Edgar Froese zusammengezaubert hat, liegt fernab jeder Vergleichbarkeit.

Der Synthesizer-Boom ist längst abgeebbt, doch „Tangerine Dream“ hatte noch nie Probleme damit, sich rein gar nicht um die aktuellen Trends zu scheren. Und so dröhnen bis zu drei Keyboards von Froese, Thorsten Quäschning und Bernhard Beibl durch die Halle, begleitet von mondänen Perkussions-Arrangements aus den flinken Händen von Iris Camaa, dazu schneidende oder einschmeichelnde Soli, je nachdem, wie es gebraucht wird, von Linda Spa.

Es lässt sich oft nicht sagen, wie die Kommunikation untereinander bewerkstelligt wird, welcher Klang gerade von wem erzeugt wird, oder etwa wo der zusätzliche Rhythmus herkommt, der eindeutig nicht von Iris Camaa stammt. Doch dieses Versteckspiel vor dem Publikum stört den musikalischen Eindruck ganz und gar nicht. Beste optische Ergänzung erhält der akustische Festschmaus durch Aufnahmen aus dem All. Da sind technische Details zu sehen, Nahaufnahmen eines Starts, Planeten in unterschiedlicher Konstellation und Größe. Ein ganzer Kosmos, der das musikalische Universum von „Tangerine Dream“ passgenau ergänzt.

Wenn sich die Musiker laut Presseinfo als „Botschafter einer weltoffenen, grenzenlosen Musik“ bezeichnen, dann ist das hoch gegriffen, doch keinesfalls abwegig. Die musikalischen Einflüsse, die hier im elektronischen Schmelztiegel landen, kennen tatsächlich keine Trennlinien mehr. Die verschwimmen oder sind von vorne herein gar nicht mehr wahrnehmbar. Deshalb ist die Einordnung nach wie vor schwer. Elektro-Pop ist das nicht, dafür steckt zu viel Experiment dahinter, doch für neutönende Avantgarde ist das alles zu gut verträglich. Also kein Etikett, einfach „Tangerine Dream“.

Veröffentlicht in der Frankfurter Neuen Presse

Montag, 8. Oktober 2007

Ansgar Weigner inszeniert die Künneke-Operette „Der Vetter aus Dingsda“ im Wiesbadener Staatstheater.

Julia ist schon eine treue Seele. Seit sieben Jahren wartet das naive Ding auf ihren Freund aus Kindertagen und blickt jeden Abend gen Mond. So, wie es sich die Heranwachsenden versprochen hatten. Der ferne Roderich jedoch hat die Kleine längst vergessen und sich im Fantasie-Land Batavia anderweitig vergnügt. Als goldene Zukunftsvision aber besetzt er nicht nur die Hoffnungen der jungen Frau, sondern er geistert auch als Schreckgespenst im Bewusstsein ihres Onkels Josse umher, der seine Vormundschaft über sie für ein Leben in Saus und Braus nutzt.

Im Wiesbadener Staatstheater hat Ansgar Weigner Eduard Künnekes Operette „Der Vetter aus Dingsda“ in einer Mischung aus bezaubernder Klamotte und sorgfältig modellierter Charakterstudie auf die Bühne gebracht. Ihm ist es gelungen, mit dem ausgezeichnet aufspielenden Ensemble eine zeitgemäße Inszenierung zu schaffen, die das Genre durchaus ernst nimmt. Die 1921 in Berlin uraufgeführte Operette bietet leichtfüßige Unterhaltung ebenso wie den Einblick in bürgerlich verkorkste Strukturen am Anfang des 20. Jahrhunderts.

Julias Jungmädchenträume werden von Annette Luig wunderbar anheimelnd nachvollzogen. Ansonsten zeigt sie sich durchaus resolut. Sowohl im Umgang mit Onkel und Tante, als auch mit dem stocksteifen Verehrer Egon von Wildenhagen, der von Klaus Krückemeyer herrlich transusig wiedergegeben wird. Auch die anderen Personen scheinen wie mit spitzer Feder gezeichnet. Da ist Tante Wimpel, die von Angela Mehling dezent überdreht und in ständig wechselnder bizarrer Kostümierung von Renate Schmitzer gespielt wird. Simone Brähler ist als Julias Freundin Hannchen stets die im Hier und Jetzt Verankerte, die zum Schluss aber ihren eigenen Weg gehen will.

In der Rolle des vermeintlichen Roderich, der jedoch nur August, ein weiterer Verwandter der Sippe, ist, kann Carsten Süß auch stimmlich überzeugen. „Wer wagt, gewinnt“, schreibt er am Ende des zweiten Akts resigniert auf die Möbel und verabschiedet sich mit Schuberts „Gute Nacht“ aus der „Winterreise“, eben den Worten „Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus“. Wolfgang Vater gibt den Onkel Josse überzeugend bärbeißig. Ein „Happy End“ verweigert Ansgar Weigner seinem Publikum so ganz nebenbei. Bei ihm gibt sich der demaskierte August nicht damit zufrieden, nur als Projektionsfläche zu dienen. Als Julia beharrlich in ihm ihren Roderich herbei ruft, zieht er von dannen.

Unter der Leitung seines ersten Kapellmeisters Wolfgang Ott spielt das Staatsorchester gut aufgelegt und beweglich, gibt sich stets munter und voller Tatendrang. Dabei gelingen stimmungsvolle Nuancen, die der Handlung auf der Bühne zusätzlichen Schwung verleihen. Den bringt auch die passgenau eingesetzt Choreographie von Torsten Gaßner mit sich.

Veröffentlicht in der Frankfurter Neuen Presse

Freitag, 5. Oktober 2007

Anu Tali dirigiert das hr-Sinfonieorchester in der Alten Oper

Es war ihr zweiter Einsatz innerhalb weniger Tage am Pult des hr-Sinfonieorchesters. Die estnische Dirigenten Anu Tali war kürzlich erst bei den „Debüt“-Konzerten im HR-Sendesaal zu hören und sprang nun in der Alten Oper für Kirill Petrenko ein. Zwei gewichtige Werke standen ihr bevor. In Ludwig van Beethovens einzigem Violinkonzert hatte Nikolaj Znaider den Solopart übernommen. Sein Spiel erwies sich als sehr überlegen und ruhig, dabei entwickelte er einen beständig vollen Ton in allen Lagen und dynamischen Abstufungen. Sorgfältige musikalische Analyse und ausgefeilte Technik ermöglichten ihm eine nahezu perfekte Interpretation, die an manchen Stellen jedoch etwas unterkühlt und sachlich wirkte. Das Orchester gab sich beweglich und als unverkrampfter Partner des Solisten. Hier wie in der 6. Sinfonie „Pathétique“ von Peter Tschaikowsky machte Anu Tali ihren Anspruch geltend, auf musikalische Entdeckungsfahrt zu gehen und nicht bloß den Status quo zu verwalten. Die verschwenderische Klangpracht im Allegro con grazia ließ sie fast grenzenlos auskosten, die Unruhe im Allegro molto vivace war permanent gegenwärtig, verhinderte aber nicht die flinken Themenübergaben vor dem Hintergrund eines extatisch schwappenden Marschs. Ungeheuer dicht und voller emotionaler Tiefe gelang das Adagio lamentoso im Finalsatz.

Veröffentlicht in der Frankfurter Neuen Presse

Montag, 1. Oktober 2007

Debüt-Konzert im hr-Sendesaal mit der Dirigentin Anu Tali und dem Pianisten Herbert Schuch

Diesmal gab’s ein dreifaches Debüt im hr-Sendesaal und alle sind rundum gelungen. Zunächst einmal die deutsche Erstaufführung von Tonu Korvits’ „Sung into the wind“ – eine 2006 vollendete sinfonische Klangorgie, die vom hr-Sinfonieorchester angenehm unaufdringlich und dennoch ausgesprochen präsent transportiert wurde. Es scheint dabei, als ob eine einzige Klangfläche nur ab und an eine neue dynamische Schattierung erhält, das Ganze bleibt zeitfern und ohne greifbares Metrum, dazu kommen süßliche Melodiefragmente, die eine gewisse konventionelle Struktur erahnen lassen. Der Applaus für den anwesenden Komponisten fiel nach den letzten Takten besonders herzlich aus. Auch Herbert Schuch war hier noch nicht zu hören und führte sich mit dem Klavierkonzert Nr. 5 in Es-Dur von Ludwig van Beethoven nachhaltig ins Frankfurter Konzertgedächtnis ein. Sanft, aber mit dem nötigen Nachdruck gelang ihm der langsame Satz, zuvor hatte er sich bereits elegant aus der innigen Orchesterumarmung gelöst, dabei stets die Nähe zum Gesamtklang bewahrt. Faszinierend lebendig dann das gemeinsam angepackte Finale mit dem immer wieder kehrenden Hauptmotiv, das sich in Nuancen unterscheiden lässt und den Satz dadurch so spannend werden lässt. Anu Tali, die beeindruckende estnische Dirigentin schließlich, zeigte besonders in Schostakowitschs 9. Sinfonie Es-Dur, welche Gestaltungskräfte in ihr stecken. Lustvoll modellierte sie den Orchesterklang, ging dabei bestimmt und akkurat vor, formte die Musik exakt nach ihren Vorstellungen. Kraftvoll und effektiv sind ihre Schläge, die sich direkt auf die Musiker übertragen, denen die Spielfreude unter ihrer Gastdirigentin in jeder Sekunde anzumerken war.

Veröffentlicht in der Frankfurter Neuen Presse