Montag, 1. September 2008

Detlev Schönauer zu Gast in Massenheim

Der Mann, der da so zielstrebig den Altar-Raum betritt, hat keine Predigt vorbereitet. Und er trägt kein historisches Instrument bei sich, um gleich den Raum mit barocken Klängen zu füllen. Detlev Schönauer ist zwar ursprünglich in der Tat Kirchenmusiker, doch die „Massenheimer Kultur-Szene“ (MAKS) hat ihn für ein „musikalisch-satirisches Kirchenkabarett“ eingeladen. Die meisten Besucher in der bestens besuchten evangelischen Kirche kennen ihn offensichtlich, denn seine zahlreichen Anspielungen und Zwischenbemerkungen zünden treffsicher. Schönauer tritt regelmäßig als Bistro-Betreiber Jaques in der SWR-Sendung „Spaß aus Mainz“ auf und hat sich einen gewissen Kultstatus erworben.

Jaques ist vor vielen Jahren nach Deutschland, allerdings nicht besonders weit, sondern gerade einmal ins Saarland gekommen. Dort hat er sich niedergelassen, gleich neben einer Kirche ein Bistro eröffnet und seinen Gästen so manche Schrulle abgeschaut. Schönauer bleibt zwar nicht konsequent in seiner Rolle, doch seine Ausflüge vom radebrechenden Franzosen zum nicht gerade sprachbewanderteren Saarländer nimmt ihm keiner krumm. Auch dass er sich nicht streng an die Vorgabe eines „Kirchenkabaretts“ hält, spielt keine Rolle.

Seine Späße haben Stammtisch-Niveau, allerdings in durchaus wohlmeinendem Sinne. Er greift Themen auf, die überall verhandelt werden könnten. Warum also nicht auch in der Kirche. Mit dem Glauben an sich ist er auch ganz einverstanden. „Es ist praktisch, wenn man gläubig ist, dann hat man immer einen , der dran schuld ist“, freit er sich mit dem Publikum. Und er überrascht die Kirchgänger mit einem ganz eigenen Blick in die Bibel. „Weil Moses ein Mann war, haben die Israeliten 40 Jahre gebraucht“, ist er überzeugt. „Eine Frau hätte nach dem Weg gefragt und wäre in zwei Jahren angekommen“, grinst er bübisch. Die lästige Warterei auf Moses und die zehn Gebote vor dem Berg Sinai wäre in Zeiten von E-Mail-Kommunikation wohl auch entfallen, glaubt er.

Besonders die katholischen Bräuche haben es ihm angetan. „Der Beichtstuhl ist wie eine Dusche“, meint er. „Das ist richtig toll, danach kann ich wieder von vorne anfangen“, missversteht er das Ritual mit geradezu diebischer Freude. Seine Vision in Sachen Buße: Eine Art „Drive-in“ mit Sonderangeboten. Zwischendrin setzt er sich ans E-Piano oder mimt den Vorsitzenden eines Kirchenchores und beweist zweifellos Milieukenntnis. Seine Querschläge zu gefälligen Klischees von Politiker-Schelte bis zu den vermeintlichen Höhepunkten des alltäglichen Geschlechterkampfs machen rechtzeitig vor der Grenze zur Geschmacklosigkeit halt. Auf diese Weise bescheren Jaques und Detlev Schönauer den Massenheimern einen rundum vergnüglichen Abend.

Veröffentlicht im Main-Taunus-Kurier

Keine Kommentare: