Dienstag, 8. Juli 2008

Tosca auf Burg Eppstein

Nirgendwo anders wird so effektvoll gestorben wie in der Oper. Auch Giacomo Puccinis 1900 in Rom uraufgeführte „Tosca“ bildet keine Ausnahme. Vier Tote in knapp drei Stunden sind eine stolze Bilanz. Dass auf der Burg Eppstein nun Oper in bester Verfassung gefeiert werden konnte, verdankten die Gäste der Eppsteiner Burgfestspiele der „Opera Classica Europa“, einem Zusammenschluss weltweit agierender Künstler unter der Leitung des Sängers und Regisseurs Michael Vaccaro aus Bad Schwalbach.


Wer mit der Erwartung gekommen war, hier Provinztheater zu erleben, wurde angenehm überrascht. Denn die Sänger, die bei der „Opera Classica“ engagiert sind, blicken auf zahlreiche Engagements an den großen Bühnen zurück. Allen gemeinsam ist die Liebe zur Oper in Reinkultur. So ist Vaccaros Inszenierung auch kein ambitioniertes Regietheater, sondern stellt die Stimmen und die strahlkräftigen Partien in den Vordergrund. Er zwingt nicht zum Neudenken des Stoffes, sondern stellt ihn in seiner ursprünglichen und direkt vermittelbaren Fassung auf die Bühne. Musiktheater direkt aus dem Opernführer.


Michael und seine Frau, die Sopranistin Romana Vaccaro haben vor einigen Jahren die Idee entwickelt, gemeinsam mit Freunden in den spielfreien Monaten im Sommer Oper pur zu spielen. Daraus ist mittlerweile ein beeindruckender Tourneebetrieb geworden. Über 30 Aufführungen stemmt die Truppe zwischen Ende Mai und Ende August. Sie bereist in dieser Zeit die malerischsten Orte der Republik, gastiert in Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Italien und Kroatien.


In dem stimmungsvoll ausgeleuchteten Eppsteiner Burghof erzählten die internationalen Solisten sowie Chor und Orchester der Plovdiver Symphoniker die unglückliche Geschichte der Operndiva Floria Tosca. Ihr Geliebter, der Maler Cavaradossi gerät in die Fänge des sadistischen Polizeichefs Scarpia, weil er den napoleonisch gesinnten Cesare Angelotti in seiner Villa versteckt hat. Auch unter Folter verrät er den Freund nicht, Tosca jedoch verspricht Scarpia, sich ihm hinzugeben, wenn er den Geliebten frei lässt. Dieser sagt zum Schein zu, gibt gleichzeitig heimlich den Befehl, den Maler zu erschießen. Nachdem er Tosca schriftlich freies Geleit bescheinigt hat, ersticht sie ihn mit seinem Dolch. Als sie feststellt, dass Cavaradossi nicht nur zum Schein unter den Salven der Soldaten zusammen bricht, zudem ihr Mord an Scarpia entdeckt wurde, stürzt sie sich von den Zinnen der Gefängnisburg.


Das Drama lebte auf Burg Eppstein durch die ausgezeichneten sängerischen und darstellerischen Leistungen. Als Floria Tosca konnte Romana Vaccaro ausnahmslos überzeugen. Sie zog das Publikum mit emphatischer Darstellung und inständiger musikalischer Interpretation in ihren Bann. Den Maler Cavaradossi stellte Ignacio Encina mit schier endloser sanglicher Kraft dar, der Tenor deckte mühelos das gesamte Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten ab, das die Partie abverlangt. In der Rolle des Scarpia brillierte der Bariton Juri Batukov, der sein mitunter dämonisches Erscheinen durch eine markante und gehaltvolle Stimmgebung unterstrich. Obwohl das Orchester hinter den Sängern platziert werden musste, ging doch nichts von der Spannung des Abends verloren, die beteiligten Musiker bewältigten auch diese schwere Koordinations-Aufgabe mit Bravour.


Veröffentlicht u.a. im Wiesbadener Kurier. Foto: www.operaclassica.de

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