Freitag, 4. Juli 2008

Beim Rheingau-Musik-Festival setzt das Budapes Festival Orchester unter Leitung von Iván Fischer Maßstäbe.

Wer das Budapest Festival Orchester einmal gehört hat, muss es wieder tun. Selten gelingt es einem Orchester, eine derart gelungene Mischung aus Spielfreude und Perfektion zu vermitteln. Aus einem kleinen Projekt in den 1980er Jahren ist mittlerweile einer der am energischsten musizierenden Klangkörper auf dem Markt geworden, der mühelos in der Spitzengruppe mitspielt. Im Wiesbadener Kurhaus brauchten die ungarischen Gäste kein spektakuläres Programm, um ihr Publikum zu begeistern. Die Erste Walzerfolge aus der Richard-Strauss-Oper „Der Rosenkavalier“ ist nichts anderes als eine lockere Aufwärmübung, bei der sich schon einmal Biss und Tatendrang des Orchesters erahnen lassen.


Bei Antonin Dvoraks Violinkonzert a-Moll begeben sie sich in einen permanent pulsierenden Dialog mit dem Geiger Leonidas Kavakos. Dessen Virtuosiät ist unaufdringlich und absolut organisch, dabei spielt er mit einer faszinierenden Ruhe und Intensität. Die Musiker des Orchesters sind ihm stets ebenbürtige Partner. Wenn er das Tempo anzieht, bleiben sie ihm dicht auf den Fersen, wenn er sich für einen Moment zurück zieht, übernehmen sie die Führung und fordern ihn heraus. Reibungen werden spürbar gemacht, ebenso wie das harmonische Miteinander.


Mit Ludwig van Beethovens vierter Sinfonie hat sich Chefdirigent Iván Fischer eher ein Mauerblümchen aus dem Schaffen des Komponisten ausgesucht. Doch gerade in der Entwicklung des Besonderen im vermeintlich Bekannten liegen seine Stärken. Er muss seine Musiker dabei nicht zu Höchstleistungen anspornen, weil sich diese bereits von selbst enorm ins Zeug legen. Und dennoch wühlt er mit Macht und Lust in den Harmonien, und ringt sekündlich um die Realisierung seiner Klangvorstellung. Das Ergebnis spricht für sich – hier leistet niemand bloß seinen Dienst ab.


Veröffentlicht u.a. in der Frankfurter Neuen Presse. Foto: www.bfz.hu

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