Montag, 28. Juli 2008

Aziza Mustafa Zadeh mit "Opera Jazz"

Wem es gelungen ist, den langen Weg zur Wagenausbesserungshalle auf dem Gelände der Landesgartenschau in Bingen hinter sich zu bringen und wer trotz magerer Beschilderung die Hoffnung nicht aufgegeben hat, sein Ziel noch zu erreichen, wurde ausreichend belohnt. Zum Abschluss des Festivals „Rheinvokal“ lud Aziza Mustafa Zadeh zum Konzert unter dem Titel „Opera Jazz“. Wer, wenn nicht sie, kann glaubwürdig das Versprechen ablegen, diese beiden Musikrichtungen schlüssig unter einem Dach zu vereinen.


Die Tochter eines aserbaidschanischen Pianisten und Komponisten sowie einer georgischen Mutter, die klassisch ausgebildete Sängerin ist, zählt zu den Ausnahmetalenten des Jazz. Ihr weltmusikalischer Ansatz kennt keine Grenzen und scheut auch vor der Überwindung traditioneller Schranken nicht zurück. Mit Jazz, Scat-Gesang und des „Mugam“, einer aserbaidschanischen Improvisationskunst, hat sie sich international durchgesetzt. Dass sie auch in klassischen Gefilden beheimatet ist, stellte sie nun einmal mehr unter Beweis.


Auf ihrem aktuellen Album wendet sie einen Kunstgriff an, der in der klassischen Musik zahlreiche große Vorbilder hat. Wolfgang Amadeus Mozart, Franz Liszt und viele andere Komponisten haben eigene oder fremde Opernwerke gerne für kleinere Besetzung umgeschrieben. Entweder als „Harmoniemusik“ für Bläserensemble oder eben als „Paraphrasen“ für Klavier. Damit konnten populäre Arien auch in kleinerem Rahmen aufgeführt werden, manchmal wurde dafür sogar ganz auf die Singstimme verzichtet. Der Wunsch des Menschen, sich seine Musik überall hin mitnehmen zu können, ist also nicht erst mit der Erfindung tragbarer Abspielgeräte in Erfüllung gegangen.


Mit großer Sensibilität und zupackendem Selbstbewusstsein nimmt sich Aziza Mustafa Zadeh die großen Melodien vor. Als „Queen of the Night“ wirbelt sie durch die schwindeligen Höhen der Rachearie aus Mozarts „Zauberflöte“. Mit ihrem herben Timbre und verträumten Umspielungen verleiht sie dem „Ombra mai fu“ aus der Händel-Oper „Xerxes“ einen ganz besonders sinnlichen Charakter.


Ohnehin gelingt ihr immer wieder diese einzigartige Übereinkunft aus virtuoser Fingerfertigkeit und hohem emotionalen Anteil in der Stimme. Mit diesem Anspruch kann sie auch Prinzessin Sheherazade von Bach träumen lassen, so wie sie sich ohnehin gern von den Altmeistern Bach oder Händel inspirieren. Lässt. Dazu kommt ein sanft säuselndes „Summertime“ als Reminiszenz an den vor fast 30 Jahren verstorbenen Vater, der Gershwin sehr verehrte.


Einziger Wermutstropfen an diesem Abend ist die völlig unzureichende Akustik. Es braucht daher immer wieder viel Wohlwollen und Phantasie, um hinter das Geheimnis der Musik zu kommen. Denn oft wirkt sie hier durch die vorherrschenden Bedingungen kalt oder gar schrill. Da der Direktheit des Raumes mit elektronischen Mitteln nicht ausreichend entgegen gekommen wurde, musste der Zuhörer das entsprechende Manko individuell ausblenden.


Veröffentlicht u.a. in der Mainzer Allgemeinen Zeitung

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