Donnerstag, 10. Juli 2008

Jerusalem String Quartett spielt Boccherini und Anton Arnski in Kloster Eberbach

Wenn sich der kaufmännische Leiter des Rheingau Musik Festivals, Heiner Louis, über eine „Perle“ freut, dann übertreibt er keinen Millimeter. Denn was sich das Jerusalem String Quartet mit ein wenig Verstärkung für seinen Auftritt im Laiendormitorium von Kloster Eberbach ausgedacht hat, gehört tatsächlich zur Kategorie der außergewöhnlichen Programme. Es braucht dafür allerdings den zweiten Blick, denn auf den ersten scheint es nicht allzu spektakulär, sich als Kammermusik-Ensemble mit Luici Boccherini zu befassen. Doch dann ist es zunächst das Quintett für zwei Violinen, Viola und zwei Violoncelli C-Dur, das ins Auge springt.


Als der Komponist und Cellist 1770 in den Dienst des spanischen Infanten Don Luís strat, fand er dort bereits ein Streichquartett vor. Also schrieb er die geforderte Unterhaltungsmusik eben für fünf Instrumente. Das C-Dur-Quintett ist ihm in dieser Form jedoch nie selbst eingefallen. Der Geiger Johann Christoph Lauterbach hat im späten 19. Jahrhundert die Sätze aus anderen Boccherini-Werken zusammen gesetzt und damit ein kammermusikalisches Pasticcio geschaffen. Das Jerusalem String Quartet setzte nun gemeinsam mit dem Cellisten Gavriel Lipkind die Musik zusammen, lotete die reichen Melodien des Minuettos aus, machten sich lustvoll und beherzt über das Rondo her.


Einer generell düsteren Stimmung folgten die Musiker im Quartett für Violine, Viola und zwei Violoncelli a-Moll von Anton Arnski. Hier entwickelten sie teilweise ein geradezu gewalttätiges Klangbild, das nur von wenigen leichteren Momenten unterbrochen wurde. Fulminant gelang ihnen das Finale. Zu Boccherinis „Stabat Mater“ op. 61 kamen wieder alle Musiker zusammen, den Gesangspart übernahm die Sopranistin Chen Reiss mit sparsam eingesetztem kultiviertem Vibrato, das ihre klare und reine Stimme unmittelbar zur Geltung kommen ließ. Das Quintett agierte dabei feinsinnig und farbenreich.

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