Montag, 1. Oktober 2007

Debüt-Konzert im hr-Sendesaal mit der Dirigentin Anu Tali und dem Pianisten Herbert Schuch

Diesmal gab’s ein dreifaches Debüt im hr-Sendesaal und alle sind rundum gelungen. Zunächst einmal die deutsche Erstaufführung von Tonu Korvits’ „Sung into the wind“ – eine 2006 vollendete sinfonische Klangorgie, die vom hr-Sinfonieorchester angenehm unaufdringlich und dennoch ausgesprochen präsent transportiert wurde. Es scheint dabei, als ob eine einzige Klangfläche nur ab und an eine neue dynamische Schattierung erhält, das Ganze bleibt zeitfern und ohne greifbares Metrum, dazu kommen süßliche Melodiefragmente, die eine gewisse konventionelle Struktur erahnen lassen. Der Applaus für den anwesenden Komponisten fiel nach den letzten Takten besonders herzlich aus. Auch Herbert Schuch war hier noch nicht zu hören und führte sich mit dem Klavierkonzert Nr. 5 in Es-Dur von Ludwig van Beethoven nachhaltig ins Frankfurter Konzertgedächtnis ein. Sanft, aber mit dem nötigen Nachdruck gelang ihm der langsame Satz, zuvor hatte er sich bereits elegant aus der innigen Orchesterumarmung gelöst, dabei stets die Nähe zum Gesamtklang bewahrt. Faszinierend lebendig dann das gemeinsam angepackte Finale mit dem immer wieder kehrenden Hauptmotiv, das sich in Nuancen unterscheiden lässt und den Satz dadurch so spannend werden lässt. Anu Tali, die beeindruckende estnische Dirigentin schließlich, zeigte besonders in Schostakowitschs 9. Sinfonie Es-Dur, welche Gestaltungskräfte in ihr stecken. Lustvoll modellierte sie den Orchesterklang, ging dabei bestimmt und akkurat vor, formte die Musik exakt nach ihren Vorstellungen. Kraftvoll und effektiv sind ihre Schläge, die sich direkt auf die Musiker übertragen, denen die Spielfreude unter ihrer Gastdirigentin in jeder Sekunde anzumerken war.

Veröffentlicht in der Frankfurter Neuen Presse

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