Donnerstag, 27. September 2007

Gespräch mit dem Jazz-Gitarristen David Becker

David Becker ist Stammgast im Walhalla-Studio. Und die künstlerische Leiterin Sigrid Skoetz ist auch ganz begeistert von ihm. „Er hat eine ganz besondere Beziehung zum Publikum“, lobt sie „ihren“ Musiker, der ihr seinerzeit von Tilmann Höhn vorgestellt wurde. „Die Konzerte sind immer gut besucht“, freut sich die Veranstalterin. Der Musiker fühlt sich im Walhalla-Studio auch persönlich gut aufgehoben. „Es ist wie ein Zuhause“. Und wenn das ein Mann sagt, der ständig auf Achse ist, hat das etwas zu bedeuten. 100.000 Meilen seien es, die er pro Jahr zurücklegt. Da fällt es schwer, ein Zuhause zu finden. Doch die Lust zu reisen überwiegt bei dem Jazz-Gitarristen.

Im Übrigen hat der in Cincinatti/Ohio geborene Musiker Wiesbadener Wurzeln. Eine seiner Großmütter hat hier gelebt. Und Musik ist ihm quasi in die Wiege gelegt worden. „Meine Vorfahren waren bei Partys von Robert Schumann zu Gast“, erzählt er. Als 19-Jähriger war er zum ersten Mal in Wiesbaden und hatte dabei auch gleich sein Europa-Debüt als Musiker in dem Club „Treppe 14“. Daher freut er sich heute umso mehr, hier wieder einen Auftritts-Ort gefunden zu haben. „Ich hatte lange nicht gedacht, dass es wieder so eine Möglichkeit geben würde“, sagt er.

Gemeinsam mit Sigrid Skoetz freut er sich auf gemeinsame Projekte. Im November soll der große Saal im ersten Stock fertig gestellt sein, dann können sich beide auch Jazz in großer Besetzung oder ganze Jazz-Nächte vorstellen.. Damit hat David Becker Erfahrung. Kürzlich erst war er mit einem klassischen Orchester auf Tournee, hat dabei auch Trompete gespielt.

Seine neuen CD heißt „Leaving Agentina“ und ist „geprägt von Menschen, Landschaften und Musik dieses Landes“, sagt Becker. Dabei kommt eine Melange aus Jazz, Latin, Tango und etwa Folklore heraus. „Es ist eine große Mischung aus allem, was Jazz betrifft“, versucht er eine Einordnung. „Für mich hat Musik einfach keine Grenzen“, so seine Auffassung der eigenen Arbeit. Durch seine Reiselust hat er auch gelernt, jedes Land mit unterschiedlichen Augen zu sehen. Schon sein Vater war daran interessiert, ihm „Kultur zu zeigen“ und ging mit ihm auf große Fahrt. „Das hatte großen Einfluss auf mich“, erinnert er sich.

„Zeitgemäßer Jazz ist anspruchsvoll“, reflektiert er seine Kunst. Und dennoch freut er sich, wenn ein großes Publikum erscheint. „Da sind Teenager dabei, aber auch 80-jährige“, umreißt er seine Fans. Auch die Resonanz übers Internet freut ihn sehr. „Jazz ist nie verschwunden, es kommt immer darauf an, was man daraus macht“, verteidigt er das Genre. „Und wenn wir spielen ist da Publikum ein wichtiger Teil, den wir immer mit einbeziehen“, ergänzt er.

Das nächste Konzert findet am 29. September um 21 Uhr im Walhalla-Studio in der Mauritiusstraße statt.

Veröffentlicht im Wiesbadener Tagblatt

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