Sonntag, 9. September 2007

Horst Schroth beim 3sat Festival

Wenn ein Typ wie Horst Schroth in die Kaffeeküche käme, um seine Kollegen zu unterhalten, könnte das vielleicht klappen. Für eine knappe Stunde Bühnenprogramm aber reicht das, was er momentan zu bieten hat, nicht aus. Beim 3sat-Zeltfestival kalauerte er sich durch sein Programm, ohne dass am Ende irgend eine Pointe wirklich dauerhaft hängen geblieben wäre, die man nicht schon mal woanders gehört hat. Warum er dafür eine Kunstfigur, nämlich „Nikolaus Niehoff“ erfindet, bleibt ohne triftigen Grund. Denn wer eine Figur erschafft, muss sie auch mit einem unverwechselbarem Charakter ausstatten. Genau das aber gelingt Schroth nicht.

Er mogelt seine Figur durch Plattitüden und Allgemeinheiten der komödiantischen Trick-Kiste, ohne dabei aber einmal tiefer zu greifen. An der Oberfläche dieser Kiste etwa liegt die Angewohnheit, sich ständig selbst im Redefluss zu unterbrechen und einen neuen Erzählstrang aufzumachen. Witzig, in gewisser Weise, aber eben nicht besonders originell, weil nicht von ihm. Los geht’s mit Albernheiten über E-Mails und Spam. „Wer kein Englisch kann, versteht kein deutsch“, naja… Dass er dann noch die Menge der empfangenen Elektropost als Status-Symbol verbrät, war zu erwarten.

Ach ja, Herr Niehoff ist wohl Geschäftsmann. Der „große Deal“ platzt leider, vermutlich hat Geschäftspartner „Juan Carlos“ seine Finger im Spiel. Irgendwie schafft es Horst Schroth, plötzlich über seine fiktiven WG-Erfahrungen gemeinsam mit der liebestollen Schwester und deren Sohn zu erzählen. Das bietet Gelegenheit für Gähner über faule Lehrer und promovierte Germanisten mit Taxischein. Später kommen noch die ganz existenziellen Fragen auf dem Niveau von selbsternannten Internet-Komödianten. Also nach dem Motto „Endlich kommt der Herbst, dann ziehen sich die Deutschen wieder an“. Natürlich wird auch die Frage diskutiert, ob so mancher wohl mit dem Alter in seine Tätowierungen hereinwächst.

Was fehlt noch in dem Sammelsurium? Richtig, die Frau-Mann-Beziehungen. Klar gibt’s die bei Horst Schroth. Er faselt was von einer „Anfasser-Lizenz“, die mancher Mann habe, ohne es zu wissen, die aber nicht übertragbar sein und jederzeit wieder eingezogen werden könne. Gut, dass das 3sat-Sendeformat bloß eine dreiviertel Stunde benötigt. Länger ließe sich dieser Flickenteppich aus uninspiriert zusammen getragenen Kalauern ohne roten Faden wohl kaum ertragen.

Sendung am, Freitag, 14. September 2007 um 20.15 Uhr auf 3sat

Im Auftrag der Allgemeinen Zeitung Mainz

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