Dienstag, 18. September 2007

Internationale jüdische Künstler bei den "Dialogtagen" in Wiesbaden zu Gast

Mit einer neuen Veranstaltungsreihe lädt das Aktive Museum Spiegelgasse vom 25. bis 30. September erstmals zu den „Dialogtagen“ ein. Jüdische Künstlerinnen und Künstler verschiedener Sparten kommen sowohl aus dem In- und Ausland nach Wiesbaden und weisen damit auf die Bandbreite jüdischer Kultur in der Gegenwart hin.

Die aus Jerusalem stammende Sängerin und Liedermacherin Yael Deckelbaum gibt am 25. September im Kulturpalast in der Saalgasse 13 ihr Wiesbaden-Debüt. Die Künstlerin mit kanadisch-israelischen Wurzeln ist bereits als 16-Jährige öffentlich aufgetreten, mit ihrer Band „The Palmtrees“ war sie schon bei zahlreichen Festivals in der ganzen Welt zu Gast. Ihre Musik wird irgendwo zwischen Suzanne Vega und Janis Joplin lokalisiert – eine spannende Verortung, die auf einen außergewöhnlichen Abend schließen lässt. Eintritt: sieben Euro.

In ihrer Ausstellung „Migrationscollagen“ doukumentiert die Künstlerin Julia Bernstein ihre sozialwissenschaftlichen Studien über russischsprachige jüdische Migranten in Deutschland mit einem Tagebuch aus Grafiken, Collagen und Bildern, das sie parallel zu ihrer Doktorarbeit geführt hat. Ziel der Ausstellung ist es, „eine äußerst heterogene Welt aufzuzeigen, die sich hinter dem eindimensionalen Stereotyp russisch Juden verbirgt“. Die Vernissage findet am Mittwoch, 26. September um 16.30 Uhr im Ministerium für Wissenschaft und Kunst in der Rheinstraße statt. Die Ausstellung ist bis zum 13. Oktober zu sehen.

Tanz, Pantomime und Gesang stehen bei der jüdische-beduinischen Theatergruppe des Kinderheims Neve Hanna auf dem Programm. Thema des Stücks mit dem Titel „A day in a life“ ist ein Tag im Leben einer arabisch-beduinischen Familie und der Kinder des Heims. Damit gibt es Eindrücke in kulturelle Hintergründet, Gemeinsamkeiten und Unterschiede sowie Probleme des israelischen Alltags. Die Veranstaltung findet am Samstag, 29. September um 20 Uhr im Roncalli-Haus an der Friedrichstraße bei freiem Eintritt statt.

Eine Diskussionsrunde zum Thema „Chancen neuen jüdischen Lebens in Deutschland?“ findet am Sonntag, 30. September um 11.30 Uhr ebenfalls im Roncalli-Haus statt. Allein in Wiesbaden ist die jüdische Gemeinde von 350 Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg auf über 1000 Mitglieder in der Gegenwart gewachsen. Infolge von Einwanderungen sind überall in Deutschland unterschiedliche Formen jüdischer Kulturen entstanden. Der Vorsitzende des Aktiven Museums diskutiert mit Julia Bernstein, der in Frankfurt lehrenden Sozialwissenschaftlerin Lena Inowlocki und Arno Lustiger.

Am Sonntag abend wird das Chagall-Quartett Werke im Dritten Reich verfemter Künstler aufführen. Dazu gehören Streichquartette von Viktor Ullman, die 1943 im Lager Theresienstadt uraufgeführt wurden. Außerdem stehen Stücke von Schostakowitsch und Paul Ben-Haim auf dem Programm. Das Konzert beginnt um 17 Uhr und findet bei freiem Eintritt im Roncalli-Haus statt.

Veröffentlicht im Wiesbadener Tagblatt

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