Freitag, 7. September 2007

Gespräch mit der Mezzosopranistin Sarah Ferede

Eigentlich ist in Deutschland der Zugang zu fast jedem Beruf einigermaßen klar geregelt. Selbst die Karriere eines Künstlers hat seinen vorgeschriebenen Weg. Musiker gehören in eine Musikhochschule, dort machen sie nach einer Reihe von Prüfungen ihren Abschluss und können dann entweder auf eine Festanstellung in einem Theater oder einer Musikschule hoffen, oder sich als Freiberufler von einem Gastengagement zum nächsten Festivalauftritt hangeln. Sarah Ferede hat es geschafft, außerhalb dieser vorgegebenen Regeln auf sich aufmerksam zu machen. Eine Musikhochschule hat sie nie besucht und dennoch gelang es ihr, wichtige Preise zu gewinnen. Damit ist die junge Mezzosopranistin bereits eine absolute Ausnahme-Erscheinung im Musikgeschäft.

Schon als Achtjährige sang Sarah Ferede bei den Hamburger „Alsterspatzen“, dem Kinderchor der Staatsoper mit und nahm mit 16 Jahren erstmals beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ teil. Damals wurde das Jury-Mitglied Charlotte Lehmann, eine der renommiertesten Gesangspädagogen und selbst erfolgreiche Konzertsängerin auf das junge Talent aufmerksam. Sie gab ihr Privatunterricht und schon zwei Jahre später gewann die junge Sängerin den Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ in der Kategorie Gesang solo, später auch im Duo Liedgesang. Es folgten Preise beim Bundeswettbewerb Gesang und weitere wichtige Wettbewerbserfolge.

Auf den Wiesbadener Mozartpreis, den sie kürzlich gewonnen hat, wurde sie durch einen Aushang im Theater Coburg aufmerksam. „Dort hingen drei Wettbewerbe aus und ich habe mich bei allen beworben“, lacht sie. Der Erfolg gibt ihrem hohen Arbeitspensum recht. Denn auch beim Wettbewerb der Kammeroper Schloss Rheinsberg war sie erfolgreich. Und damit nicht genug – aus ihrem Engagement am Coburger Theater löste sie sich nun, um als Stipendiatin des Förderkreises an der Deutschen Oper in Berlin zu gastieren, wo sie demnächst das Eröffnungskonzert mit bestreitet.

Dort steckt sie bereits mitten in den Proben. „Ich spiele die Alten und Hässlichen, wie das bei Mezzos eben so ist“, erzählt sie. Darunter die Marcellina aus „Figaros Hochzeit“ und die zweite Dame aus der „Zauberflöte“. „Natürlich stelle ich mir irgendwann doch eine Carmen vor“, hofft sie auf zukünftige Rollendebüts. „Derzeit versuche ich mich in Oratorien, damit hatte ich außer etwa einem Weihnachtsoratorium noch nicht viel zu tun“, berichtet sie. Bis vor einem Jahr habe sie sogar fast ausschließlich Lieder gesungen. Aber auch unbekanntere Arien waren dabei. Die hat sie von ihrer Lehrerin bekommen. „Frau Lehmann hat eine tolle Art, jemanden aufzubauen“, schwärmt sie von ihrer Mentorin.

Dadurch, dass sie nie an einer Hochschule studiert hat, fehle ihr etwas der schauspielerische Bezug, gesteht Sara Ferede ein. „Da bin ich froh, dass ich in Coburg und Stuttgart viel lernen konnte“, sagt sie. Am Landestheater Coburg hatte sie unter anderem die Rolle der Mercédés aus „Carmen“ übernommen und außerdem die Sharon Graham in Terrence McNalls Theaterstück „Meisterklasse“ gespielt, die sie vorher schon in Stuttgart gegeben hatte.

In Wiesbaden wird sie bei ihrem Preisträgerkonzert natürlich Mozart-Arien singen, darunter Ausschnitte aus den Opern „Lucio Silla“ und „Mitridate, re di ponto“. Das Konzert findet am Sonntag, 16. September um 17 Uhr im Wiesbadener Kurhaus statt.

Die Internetseite der Sängerin: www.jungundklassisch.de

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