
Dass der Krieg gegen den Terror den Terror lediglich vervielfacht hat, ist für Deutschmann klare Sache. Und Schäubles „einstweilige Erschießung von Terrorverdächtigen“ sieht er nur als klare Konsequenz. Ohnehin empfiehlt er seinem Publikum, dem doch manches Lachen voreilig im Hals stecken bleibt, „locker“ zu bleiben. Was soll es auch anderes machen. „Dass wir uns Schäuble leisten, zeichnet uns aus als Demokraten“, belohnt er zwischendrin. Vielleicht hat das auch etwas damit zu tun, dass unser „Empörungs-Potenzial“ nach Deutschmanns Meinung verschwunden ist.
Neben der Außenpolitik hat er es auch auf die im Innern Regierenden und Opponierenden abgesehen. „Beck braucht jemanden, der hinter ihm steht – und auch mal den Mund zuhält“, empfiehlt er dem scheinbar glücklosen SPD-Chef. Und Innenpolitik ist das ja dann auch: „Deutschland muss am Hindukusch verteidigt werden. Warum? Weil es dort landschaftlich reizvoller ist.“ Dafür bietet er Mecklenburg-Vorpommern all jenen Palästinensern an, die ihre Waffe gegen eine Geige eintauschen und mindestens die C-Dur-Tonleiter spielen können. Auch eine Art Einwanderungsgesetzt.
Das Fernsehen bekommt im Fernsehen auch etwas ab. „Wer alle erreichen will, muss auf den Sinn verzichten“, nimmt er so manche blödsinnig flimmernde Zeitverschwendung in Schutz. Schließlich sei auch die Neugier der natürliche Feind der Abscheu. Matthias Deutschmann gelingt ein Parforce-Ritt quer durch alles Aktuelle, ohne dabei empört mit dem Zeigefinger zu drohen. Absolut unverkrampft und gleichzeitig boshaft, zynisch und treffsicher respektlos.
Sendung am 15. September um 22.30 Uhr in 3sat
Foto: Sabine Schnell
Veröffentlicht in der Allgemeinen Zeitung Mainz
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