Sonntag, 16. September 2007

Annett Louisan beim 3sat-Festival

Das wäre alles nicht passiert ohne „Das Spiel“. Annett Louisan weiß, dass sie ihren großen Erfolg diesem einen Lied verdankt, das 2004 aus der Hamburger Kunststudentin plötzlich einen Star machte. Doch sie hat sich nicht auf dem einzelnen Titel ausgeruht und mittlerweile auch mit dem dritten Album bewiesen, dass sie alles andere sein will als eine Eintagsfliege. Beim 3sat-Festival auf dem Lerchenberg präsentierte sie nun zum ersten Mal live einige Stücke aus ihrem vor zwei Wochen erschienenen Album „Das optimale Leben“.

Doch sie verrät nicht zu viel und bindet zahlreiche Lieder ein, die ihren Fans in bester Erinnerung sind. Da gelingt es ihr und der großartig aufgestellten Band immer wieder, mit neuen Arrangements zu überraschen. Dazu zappelt sie fröhlich umher, schreitet die kleine Bühne etwas vorprogrammiert ab, schlendert durchs Publikum und lässt auch mal jemanden mitsingen. Und sie spricht, wie sie singt. So sanft und etwas kindlich, so eben, wie man sie aus ihren Liedern kennt. Manchmal, wenn es in die tieferen Regionen geht, wird ihre Stimme plötzlich ganz warm und weich, geradezu sinnlich. Ihr Trick, wie sie jeden im Saal fesselt: Kokett blickt sie ständig mit wachem und offenem Blick umher, so dass sich jeder einzelne mal angesprochen und angesungen fühlen darf.

Die Musik schwenkt zwischen funkigen Nummern, sacht wiegenden Balladen und Latino-Anleihen hin und her, dabei gefallen den Fans auch die neuen Stücke. „Wenn man anfängt, sich Fragen zu stellen, bleibt man sich auch die Antworten schuldig“, überlegt Annett Louisan und singt „Was haben wir gesucht?“. Gewandte Wortspielereien gibt es auch wieder, etwa in „Dings“ oder „Die Wahrheit“. Die Musik zu „Fettnäpfchen-Weithüpfen“ würde sogar in jeden Quentin Tarantino-Film passen, so furios und groß angelegt wechselt sie zwischen bombastischem Tango und treibendem Walzer.

Annett Louisans Lieder entwickeln sich von Album zu Album, werden irgendwie erwachsener, ohne dabei von ihrer Unbeschwertheit und sanften Frechheit zu verlieren. Damit wird sich die junge Sängerin sicherlich auch in Zukunft behaupten, immerhin lässt sie sich die notwendige Zeit für ihre Produktionen und außerdem hat sie ausgezeichnete Musiker im Rücken.

Veröffentlicht in der Allgemeinen Zeitung Mainz

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