Freitag, 19. Oktober 2007

Wilde Worte bei Poetry Slam, Lesungen und Open Mic in Wiesbaden

Begonnen hat alles im Februar 1999. Da begann der spätere Verein „where the wild words are“ mit den ersten Veranstaltungen an die Öffentlichkeit zu gehen. Drei Jahre später gründeten die Frauen und Männer der ersten Stunde einen eingetragenen Verein für Literatur, Kunst und wilde Worte. Neun bis zehn Veranstaltungen gab es in der Räucherkammer des Kultur- und Kommunikationszentrums Schlachthof, mittlerweile werden noch acht pro Saison ausgerichtet. Immer geht es um das gesprochene, in aller Regel auch gelesene Wort.

Sie heißen „Poetry Slam“ oder „Open Mic“ und binden dabei stets das Publikum mit ein. Aber natürlich gibt es auch reguläre Lesungen mit Gastautorinnen und –autoren aus ganz Deutschland. Beim Poetry Slam geht es darum, das Publikum von seiner eigenen Leistung zu überzeugen. Die Teilnehmer lesen eigene Texte vor, die ganz unterschiedlichen Charakter haben. Am Ende entscheiden die Gäste mit ihrem Applaus über das Wohl und Wehe der Teilnehmer. Mittlerweile gibt es eine bundesweit vernetzte Szene, die Slammer kommen aus der ganzen Republik, reisen zu Veranstaltungen, die ihnen wichtig erscheinen.

„Aktionismus“ ist die Antwort, die Bettina Lehmann gibt, wenn sie gefragt wird, was die Motivation für die Anfangs-Mannschaft war, sich ehrenamtlich um wilde Worte zu kümmern. Bevor sie damit angefangen hatten, gab es bereits ähnliche Veranstaltungen unter dem Begriff „Laboratorium“, die aber nach und nach eingeschlafen waren. Diese wollten die Wildwortler weiter am Leben erhalten, was ihnen bis in die Gegenwart auch gelungen ist. Die Veranstaltungen sind immer wieder gut besucht, außerdem präsentiert sich der Verein bei Großveranstaltungen in der Region, wie etwa „Folklore im Garten“ oder „Open Ohr“ in Mainz.: „Die Leute bleiben und laufen nicht einfach nur vorbei“, hat Bettina Lehmann erlebt. So kommen bei solchen Auftritten schnell mal um die 300 Zuhörer zusammen.

Von dem knappen Duzend Aktiven der Anfangszeit ist außer Bettina Lehmann nur noch Uwe Kisielowski mit dabei. Jens Jekewitz war ein Slammer, der später Mitorganisator war, dann stießen noch Vera Sauer, Sabrina Schlemmer, Hendrik Hartemann und in diesem Jahr Daniel Bauer dazu. Auf den Schultern dieses Teams ruhen sämtliche Organisationsaufgaben. Nach wie vor sind alle ehrenamtlich aktiv. Unterstützung erhält der Verein vom Kulturamt und vom Schlachthof. Um in Zukunft öfter Autoren einladen zu können, die von weiter weg kommen, will sich der Verein auf Sponsorensuche begeben. „Durch Externe werden die Veranstaltungen einfach vielfältiger“, weiß Bettina Lehmann.

Was sie an der Literatur fasziniert, beantwortet sie wieder ganz pragmatisch: „Man liest ja“, sagt sie ohne zu zögern und ein wenig erstaunt. Bei ihr und ihren Kollegen scheint das selbstverständlich zu sein. Und diese Ansicht geben sie mit ihren Veranstaltungen ein Stück weiter. „Wir wollen einfach was tun und es ist immer wieder schön, wenn eine Veranstaltung gut gelaufen ist und man sich auf die nächste freuen kann“, erzählt sie weiter. Die Juristin ist im Verein zuständig für die Pressearbeit, dank ihr ist auch die Homepage immer auf dem neusten Stand. So wie sie, hat jeder im Verein eine klare Aufgabe, so dass sich alle aufeinander verlassen können.

Arbeit macht sich der Verein jedenfalls genug. Er hat auch eine eigene Sendung, die an jedem Donnerstag der ersten geraden Kalenderwoche im Monat zwischen 18 und 19 Uhr auf Radio Rheinwelle läuft. Am 24. Oktober steht wieder ein Poetry Slam im Schlachthof an, bei dem noch ein paar Plätze auf der Bühne zu vergeben sind. Bisher gibt es Teilnehmer aus der Region, einige reisen aus Bonn, Bochum oder Bordeaux an. Am 28. November wird Daniela Böhle von der Berliner „Reformbühne Heim und Welt“ lesen. Beim anschließenden Open Mic ist das Publikum aufgefordert, das Mikrofon zu erobern.

Veröffentlicht im Wiesbadener Tagblatt

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