Mittwoch, 10. Oktober 2007

Vorschau auf Alessandro Scarlattis szenisches Oratorium "La Giuditta" am Staatstheater Mainz

Die Geschichte, die erzählt wird, ist so eindrucksvoll wie grausam. Der Feldherr Holofernes ist auf Geheiß von Nebukadnezar aufgebrochen, um das Volk von Betulia zu Steuerzahlungen zu zwingen. Die schöne Judith will ihre Stadt retten und gelangt heimlich in das feindliche Lager, wo Holofernes ihrem Zauber erliegt. Als er betrunken in den Schlaf fällt, wird er von Judith enthauptet, ihr Volk ist gerettet.

Diese alttestamentarische Geschichte hat Alessandro Scarlatti Ende des 17. Jahrhunderts unter dem Titel "La Giuditta" zu einem szenischen Oratorium geformt, das nun am 13. Oktober im Kleinen Haus des Mainzer Staatstheaters Premiere feiert. Das Werk ist damit gleichzeitig der Auftakt zu einer Operntrilogie, die sich über drei Spielzeiten hinweg erstreckt und das Motto „Gottes starke Töchter“ trägt. In die Produktion wird das „Junge Ensemble“ einbezogen sein, außerdem wird hierfür eng mit der Mainzer Musikhochschule zusammengearbeitet.

Von dem Werk gibt es lediglich zwei CD-Aufnahmen, „szenische Aufführungen sind uns nicht bekannt“, sagt Musikdramaturgin Anne do Paco und bezeichnet das Stück als „sehr theaterwirksam“. Gespielt wird die erste Fassung von 1694, hinzu kommt noch ein Schlaflied aus einer späteren Fassung, das an das Ende des Stückes gestellt wird. Regisseurin Arila Siegert spricht von einer „sehr dramatischen Musik“, die in Szene gesetzt wird. Bei ihr bekommt jeder Darsteller eine wichtige Rolle zugeordnet. Selbst die Statisten-Rollen werden von Sängern besetzt, die bei den Vorstellungen alternierend auch Hauptrollen übernehmen.

Das Stück beginnt in Siegerts Deutung in einer jüdischen Privatvilla, die von Holofernes geräumt wird. Auf der Bühne des Kleinen Hauses will sie einen „starken, imposanten Raum“ erschaffen. Clemens Heil, der die musikalische Leitung hat, zeigt sich von der Ambivalenz des Stückes fasziniert, das sowohl Oper als auch Oratorium ist und Arien aufweist, „die die gesamte menschliche Leidenspalette“ abbilden. „Das Stück ist wie ein Thriller“, findet der Dirigent und sieht die „musikalischen Ebenen virtuos miteinander verbunden“. Für Arila Siegert ist das Stück „poetisch und zweideutig“, sie erkennt den Figuren verschiedene Gesichter zu und entdeckt auch einen erotischen Moment, der zwar umspielt, aber nie explizit genannt wird. „Die Arbeit daran ist ein kleines Abenteuer“ resümiert sie.

  • Die Premiere am 13. Oktober ist bereits ausverkauft
  • Weitere Aufführungen am 18. und 26. Oktober
  • Das „Junge Ensemble“ ist eine Kooperation des Staatstheaters mit der Musikhochschule Mainz und dem Peter-Cornelius-Konservatorium
  • Kartentelefon: 06131-2851-222
Veröffentlicht in der Allgemeinen Zeitung Mainz

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