Montag, 15. Oktober 2007

Götz Alsmann mit neuem Programm "Mein Geheimnis" in Mainz

Warum sollte man ihm nicht glauben? Also tun wir es auch und nehmen jedes Wort, das er auf der Bühne erzählt, für bare Münze. Demnach hat sich Folgendes zugetragen. Eines Tages stieß Götz Alsmann beim gemeinsamen Buddeln mit Indiana Jones auf ein seltsames Bauwerk. Drinnen stieß er auf eine Kiste mit lauter Noten, die er fortan auch spielen sollte. Da kommen sie also her. All die jazzigen Schlager, die seit 40 oder 50 Jahren niemand mehr gespielt oder gesungen hat. Götz Alsmann hat sie als Musik-Archäologe wieder hervor gegraben, entstaubt, geputzt und auf Hochglanz gebracht. All das mit seinem eigenen Charme-Aufgebot das sich zwischen Schwiegermuttis Liebling und Vorgartenschreck bewegt.

Mit spitzbübischem Grinsen und dieser typischen Haartolle, die von mal zu mal vorlauter emporzustechen scheint, hat sich Alsmann einen ganz eigenen Platz in der deutschen Musikszene erspielt. Brillant sein Spiel am Klavier, der Mann hat Jazz im Blut und der wird direkt auf die Finger auf die Tasten übertragen. Alles, was er da spielt, klingt wie nebensächlich dahinimprovisiert und funktioniert jedes mal wieder. Seine Stimme wäre kaum der Rede wert, wenn der promovierte Musikwissenschaftler daraus nicht eine ganz besondere Sinnlichkeit heraus arbeiten würde, die mit nur in Maßen versteckter Ironie und einer großen Liebe zum gesprochenen Wort glänzt.

Sein aktuelles Programm „Mein Geheimnis“, das er nun in den Mainzer Kammerspielen aufzubieten hatte, ist eine gelungene Fortsetzung seines erfolgreichen „Kuss“-Programms. Wieder einmal sind die Perlen des Jazz-Schlagers versammelt, aufgefrischt mit pfiffigen Arrangements, ergänzt mit einigen Eigenheiten des Meisters, der gerne auch selbst schreibt. Ihm zur Seite steht erneut eine eingeschworene Mannschaft, deren musikalischer Teamgeist nicht oft genug lobend erwähnt werden kann. Altfried Maria Sicking beherrscht die Klöppel an Vibra- und Xylophon in virtuoser Perfektion, egal ob beim treibenden Latin-Verschnitt oder als einziger Begleiter von Alsmanns sonorem Tenor. Rudi Marhold ist der dezente Rhythmusgeber im abgehangenen Swing-Stil, dazu trommelt Markus Passlick auf seinen Congas und Bongos, was die Fingerkuppen hergeben. Die Ruhe selbst ist schließlich Rudi Marhold am Bass.

Gemeinsam gelingt es ihnen, vergessen geglaubte Töne und Texte wieder zu neuem Leben zu erwecken und dabei daran zu erinnern, dass auch die Wirtschaftswunderzeit so ihre amourösen Zweideutigkeiten liebte.

Veröffentlicht in der Allgemeinen Zeitung Mainz

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