Montag, 26. November 2007

Michael Sadler auf Abschiedstournee mit "Saga"

Voraussichtlich war es einer seiner letzten Auftritte mit der Band „Saga“. Michael Sadler hatte Anfang des Jahres verkündet, die Band noch binnen Jahresfrist zu verlassen. Die Gründe sind privater Natur, der 53-Jährige will sich mehr der Familie widmen. In der Phönixhalle aber stand er auf der Bühne, als wäre noch alles beim Alten. Auch eine Erkältung, die ihn bei vorherigen Auftritte während der Tour beeinträchtigt hatte, war abgeklungen. Und so mussten die Fans lediglich den Auftritt der Vorgruppe „The Urge“ hinter sich bringen, um dem legendären Quintett dann ungebremst zujubeln zu können. Schon der Einstieg geriet saftig, neben dröhnenden Keyboard- und Gitarrenklängen blitzte es aus allen verfügbaren Scheinwerfern, was von Anfang an überschäumenden Jubel provozierte.

Ohnehin war die Stimmung an diesem Abend enorm ausgelassen, die Fans sangen nahezu jede Strophe mit, egal ob es sich um einen Klassiker aus den 80ern handelte oder um einen Titel aus dem aktuellen Album „10.000 days“, das in diesem Jahr produziert worden ist. Dem oberflächlichen Beobachter mag es zwar geschienen haben, als seien die Progressive Rocker still und leise auseinander gegangen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Sowohl in den 90ern als auch im neuen Jahrtausend haben die Herren Alben fast im jährlichen Takt heraus gegeben. Auf der Bühne geben sie alles, wirken in ihrer Musik fest verwurzelt, feuern das Publikum zu immer frenetischer werdenden Choreinsätzen an.

Kommerzieller Erfolg blieb ihnen ja meist versagt. Die Alben stiegen in den Verkaufs-Charts selten auf die ersten 50 Plätze, die Fans lieben wohl vor allem den Live-Eindruck. Und so ist auch die aktuelle Tour, die „Saga“ durch Deutschland und die Niederlande führt, eine einzige Party mit ausschließlich gut gelaunten und feierwilligen Gästen. Der Altersdurchschnitt ist natürlich mit dem Alter der Musiker gestiegen – immerhin feiern die Kanadier gerade ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum. Doch auch den jüngeren Generationen scheint diese Musik etwas zu sagen – passiert hier doch weit mehr, als sie von Retorten-Gruppen aus den Casting-Shows oder mit hohen Werbe-Etats aufgeputschten Eintagsfliegen gewöhnt sind.

Die deutschen Fans sind dann auch die bislang treusten, die sich „Saga“ im Laufe der Jahrzehnte erspielt hat. Hier konnten zumindest Achtungserfolge in den Charts verbucht werden. Titel wie „On the loose“ oder „Wind him up“ vom Album „Worlds Apart“ oder die Knaller „Time Bob“ und „Humble Stance“ verfehlen auch heute ihre Wirkung nicht.

Ein klein wenig Abschiedsschmerz war gegen Ende dann doch zu spüren, vermutlich waren die Zugaben schon ein wenig dem Umstand geschuldet, dass Sadler nun aufhört. Im Internet können sich Nachwuchstalente übrigens um seine Nachfolge bewerben. Dort lassen sich die Instrumental-Fassungen von „On the loose“ und „Wind him up“ herunterladen. Wer dann ein Video mit seiner eigenen Interpretation auf einem Videoclip-Portal veröffentlicht, beteiligt sich an dem Auswahl-Verfahren.

Veröffentlicht in der Mainzer Allgemeinen Zeitung

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