Freitag, 23. November 2007

Hr-Sinfonieorchester mit Original-Filmmusik zum Chaplin-Klassiker "Modern Times"

Moderne Zeiten sind angebrochen im Jahr 1936. Die Industrialisierung hat sich zumindest in den wohlhabenden Ländern der Erde mit Macht durchgesetzt, überall rotieren die Maschinen und in den großen Städten raucht es aus allen Schornsteinen. Der Mensch wird in diesem System schnell zum Helfershelfer einer automatisierten Welt, in der Maschinen den Takt vorgeben. Wenn es jemandem gelungen ist, diese neue Welt treffend zu persiflieren, ohne dabei in politisches Wüten zu geraten, dann ist das Charlie Chaplin. Der Meister des Stummfilms hat mit „Modern Times“ ein legendäres Filmopus, geschaffen, das bis heute Kultstatus genießt.

Eine ganz besondere Aufführung stand jetzt im Sendesaal des Hessischen Rundfunks an. Der renommierte Filmmusik-Dirigent Frank Strobel stand am Pult des hr-Sinfonieorchesters, das die Originalmusik von Charlie Chaplin spielte, wie sie vor sieben Jahren erst von dem amerikanischen Komponisten Timothy Brock rekonstruiert wurde. Bemerkenswert ist, dass Chaplin neun Jahre nach Entwicklung des Tonfilms ganz bewusst seinem Genre, dem Stummfilm treu bleibt. Nur selten werden Stimmen oder Geräusche eingespielt, die entweder isoliert da stehen oder mit der Musik korrespondieren.

Chaplin ist hier in seiner Dauer-Rolle als Tramp mit Stock und Melone zu sehen, der meist vergeblich versucht, mit seiner Umwelt zurecht zu kommen. Am Fließband versagt er ebenso, wie als Nachtwächter, durch ein Missverständnis gerät er als kommunistischer Streikführer ins Gefängnis, wo er unter Drogeneinfluss einen Ausbruch verhindert. Ganz allmählich entwickelt sich auch so etwas wie eine Liebesgeschichte mit einer jungen Frau, wobei es nie zu einem Kuss oder gar mehr kommt.

Frank Strobel gelingt es, gemeinsam mit den HR-Musikern eine packende und stets präzise auf das Leinwandgeschehen zugeschnittene Musik aufzuführen. Dabei sind die Klänge oft mehr als reine Lautmalerei. Natürlich kommen hier die witzigen Begleitungen von Chaplins Ungeschicklichkeiten besonders gut an. Doch zwischendrin kann man erfahren, dass der Komiker auch als Komponist einiges zu bieten hat.

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