Mittwoch, 21. November 2007

Michael Endes "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" am Mainzer Staatstheater

Die Kinderbücher von Michael Ende haben Generationen von Kindern fasziniert. Unter ihnen auch das Buch „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“, womit der Autor 1960 schlagartig bekannt wurde. Unter der Regie von Marcus Mislin wurde das Stück nun im Mainzer Staatstheater vorgestellt.

Was passiert, wenn ein ohnehin schon kleines Königreich einen neuen Bewohner per Post zugeschickt bekommt? Nun, solange der Neu-Insulaner noch ein „halber Untertan“ ist, macht das nicht so viel aus. Doch immerhin wird auch er einmal größer und braucht dann Platz, um sich ein Haus zu bauen. Der Ansicht jedenfalls ist König Alfons der Viertelvorzwölfte, unumschränkter Herrscher von Lummerland. Sein Problem: Vor einigen Jahren ist ein Päckchen auf der Insel angekommen, in dem der kleine Jim lag, der mittlerweile zu einem aufgeweckten Jungen herangewachsen ist. Lummerland aber ist wirklich klein. Gerade einmal fünf Bewohner zählt das Reich – inklusive König und Lokomotive.

Am Mainzer Staatstheater stand Jim Knopf nun zum ersten Mal auf der Bühne. Marcus Mieslin, Mitglied des Schauspiel-Ensembles mit einschlägiger Regie-Erfahrung, hat eine liebevoll inszenierte Fassung des Kinderbuchklassikers ersonnen. Das Bühnenbild von Elisabeth Pedross gleicht einer farbenfrohen Bilderbuch-Illustration. Allein die Insel ist ein kleines Schmuckstück. Dicht aneinander drängen sich hier der Bahnhof, das Schloss, der Laden von Frau Waas und Herrn Ärmels Wohnhaus zwischen den zwei Tunnel-Einfahrten.

Von hier aus brechen Lukas der Lokomotivführer (Thomas Kornack) und Jim Knopf (Joachim Mäder) auf, nachdem König Alfons (Adrian Hagenguth) beschlossen hat, dass Lokomotive Emma abgeschafft werden soll. Auf ihrer Reise erleben sie ein märchenhaftes Abenteuer. Dem Kaiser von China (Andreas Quirbach) versprechen sie, seine Tochter Lisi (Norma Anthes) aus den Klauen des bösen Drachen Frau Mahlzahn (Julia Kreusch) zu befreien. Die nämlich kauft einer Bande kleine Kinder ab, um sie in ihrer Schule zu quälen. Auf diese Weise erfährt Lukas auch, dass er selbst ein solches Kind war, doch durch eine unleserliche Adresse auf dem Paket, schließlich ins Lummerland geraten ist.

Natürlich gelingt das Rettungsunternehmen und am Schluss sind alle zufrieden. Vor allem auch deshalb, weil Frau Mahlzahn, während sie sich in einen guten Drachen verwandelte, noch den Tipp mitgegeben hat, eine Art Beistellinsel aufzutreiben, womit Lummerland wieder ausreichend groß wird.

Das alles wird in raschem Tempo, aber ohne Hast vermittelt. Die Kinder im Publikum sind von Anfang an begeistert, machen gefragt und ungefragt mit. Alexandre Bytchkov sorgt mit dem Akkordeon für die musikalische Umrahmung (Bühnenmusik: Till Löffler), den Protagonisten ist er eine solide Stütze bei ihren Gesangseinlagen.

Veröffentlicht in der Allgemeinen Zeitung Mainz

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