Dienstag, 13. November 2007

Das Ensemble Parnassi musici interpretiert Bach-Werke in neuem Klanggewand

Für Johann Sebastian Bach und seine Zeitgenossen war es ein ganz übliches Verfahren. Einmal komponiert, war ein Werk noch lange nicht vor Veränderungen gefeit. Im Gegenteil, immer wieder wurden Stücke umgeschrieben, neu arrangiert oder auf bestimmte Anlässe zugeschnitten. Das Verfahren birgt einen gewissen ökonomischen Sinn in sich. Schließlich gab es nicht die Möglichkeit der industriemäßigen Reproduktion. Dennoch war das Interesse der musikliebenden Öffentlichkeit an Neuerscheinungen ähnlich groß, wie heute. Also griffen die Komponisten zu diesem allgemein akzeptierten Kunstgriff.

Bei den Wiesbadener Bachwochen hatte nun auch das Ensemble „Parnassi musici“ um Martin Lutz einmal vertraute Bach-Werke in ein neues Klanggewand gesteckt und in der Christophoruskirche aufgeführt. Besonderen Anklang fand dabei das berühmte Doppelkonzert für zwei Violinen und Orchester (BWV 1043), das hier zu einer Triosonate geschrumpft war. Die Geiger Margaret MacDuffie und Matthias Fischer gingen das populäre Stück gemeinsam mit dem Cellisten Stephan Schrader hochvirtuos an, interpretierten es luftig und schwungvoll, vor allem in den Ecksätzen. Der zweite Satz erhielt einen fahl-matten Glanz, gewann durch die behutsame Klanggestaltung des Trios immer mehr an eigenständigem Charakter, der in farbigem Kontrast zum ausgelassenen Finalsatz stand.

Der Fagottist Sergio Azzolini hatte das Cembalo-Concerto C-Dur BWV 1053 für sein Instrument umgeschrieben und verblüffte mit überaus kunstvoller Melodieführung und beherzter Kommunikation mit dem Ensemble. Zuvor hatte Martin Lutz die Partita für Violine Solo BWV 1004/5 transparent und pointiert auf das Cembalo übertragen.

Veröffentlicht im Wiesbadener Tagblatt und Wiesbadener Kurier

Keine Kommentare: