Freitag, 1. August 2008

José Feliciano beim einzigen Deutschland-Auftritt auf der Festung Ehrenbreitstein

Das Weltkulturfestival „Horizonte“ findet in diesem Jahr zum sechsten Mal auf der Festung Ehrenbreitstein statt und das in einer kompakten Form. Beide Bühnen stehen auf dem gleichen Gelände, nichts desto trotz ist der musikalische Andrang wie der des Publikums groß. Zum Auftakt boten die Organisatoren vom Koblenzer Café Hahn sogar eine kleine Sensation. José Feliciano kam gemeinsam mit seiner Band zum einzigen Deutschland-Konzert dieser Saison. Ohnehin macht sich der aus Puerto Rico stammende amerikanische Musiker in letzter Zeit ganz schön rar. Das Koblenzer Gastspiel ist im Juli der einzige öffentliche Auftritt überhaupt gewesen, auch ansonsten sucht der blinde Sänger und Gitarrist sich seine Konzerttermine sehr sorgsam aus.


Umso größer natürlich die Erwartungen auf der Festung. Die Atmosphäre hier hat echten Festival-Charakter, hinter dem eingegrenzten bestuhlten und von aufmerksamem Sicherheitspersonal behüteten Bereich findet die Stehparty mit Tanzeinlagen statt. Auch im Bereich der Versorgungsstände lässt sich der Abend wunderbar genießen. Feliciano heizte die Stimmung von der Bühne aus nach Kräften an, erfreute die Fans mit einer Mischung aus lateinamerikanischen Rhythmen und erdig-markanten Rockfetzen. „In Koblenz leben viele Latinos“, schmeichelte er seinem Publikum, das ihm den Irrtum natürlich aus vollem Herzen bestätigen mochte.


Als Fünfjähriger kam er mit seiner Familie in den New Yorker Stadtteil Harlem, wo er aufwuchs und schon mit neun Jahren im „Teatro Puerto Rico“ mitspielte. Mit 17 verließ er die Schule, spielte in Clubs und ernährte damit seine Familie, seinen ersten Festival-Auftritt hatte er 1966 in Argentinien. Schnell wurde er zum Star in Lateinamerika, mit „Feliz Navidad“ gelang ihm auch darüber hinaus der Durchbruch. Während des Vietnamkriegs machte er mit seiner eigenwilligen Version der amerikanischen Nationalhymne bei den „World Series“ auf sich aufmerksam und wurde zum Idol der Antikriegsbewegung. Noch heute ist ihm das Engagement für Frieden in der Welt ein besonderes Anliegen. Mittlerweile wurde eine öffentliche Schule nach ihm benannt und seinen Stern auf dem „Hollywood Walk of Fame“ hat er auch bereits bekommen.


In Koblenz war jedoch von Altersruhe nichts zu spüren. Seine unglaublich lässige Version von Michael Jacksons Hit „Billie Jean“ wirkt wie eine Einstiegsdroge, Jason Donovans „Listen to the rhythm of the falling rain“ bekommt einen großen Schluck Melancholie verabreicht. Funkiger Latin-Sound würzt den Sommerhit „Bamboleo“ von den Gipsy Kings, wobei der Meister im Solo dabei ordentlich übers Griffbrett hinaus fingert und die höchsten Klimpertöne ertastet. Dick und voller Kraft der Sound bei „If you don't know me by now“ und mit noch viel mehr Seele als bei Simply Red ohnehin eingesetzt wurde. Der Doors-Klassiker „Light my fire“ ist natürlich ein absoluter Höhepunkt, den sich der Musiker auch bis zum Schluss aufhebt. Ganz am Ende aber entlässt er sein Publikum mit John Lennons „Imagine“, wie gehabt einer Friedenshymne.


Veröffentlicht in der Allgemeinen Zeitung Mainz

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Fantastic Feliciano!!!