Sonntag, 17. August 2008

Tecchler-Trio mit Haydn, Schostakowitsch und Rachmaninow

Nur zwei Tage nachdem der junge Pianist Joseph Moog in Schloss Waldthausen restlos überzeugt hat, holte der Mainzer Musiksommer drei weitere Jungstars an diesen Ort. Das „Tecchler Trio“ gehört spätestens seit dem ersten Preis beim ARD-Wettbewerb im vergangenen Jahr zu den hoffnungsvollsten Nachwuchs-Ensembles der Republik.

Joseph Haydn ist einer der Komponisten, dessen Werke in der Ausführung immer wieder gerne unterschätzt werden. Ähnlich wie die Musik Mozarts klingen seine Stücke oft leichtgängig und unbeschwert. Doch blickt man etwas tiefer in die Partituren, merkt man rasch, dass sich hinter dieser scheinbaren Schwerelosigkeit oft vertrackte musikalische Konstrukte verbergen. Diese gilt es mit großer Sorgfalt und nicht zuletzt einem gehörigen Schuss künstlerischer Eingebung und Neugier zu erkunden und in eine sorgfältig ausgedachte Interpretation zu gießen. Im Klaviertrio Es-Dur Hob. XV:28 ist dem „Tecchler Trio“ dieses Kunststück außerordentlich gut gelungen. Gerade das Finale geriet den drei Musikern im besten Sinne gefällig, glatt und geschmeidig. Hier war kein Widerstand zu spüren, keine Reibung, sondern einzig und allein munteres Musizieren.

Dass es das Klaviertrio Nr. 1 in c-Moll op. 8 von Dmitri Schostakowitsch in sich hat, lässt sich dann schon leichter erahnen. Doch auch hier machte sich das junge Ensemble mit viel Beherztheit und Elan an die Aufgabe heran. Intensive, lang gezogene Striche nutzten Esther Hoppe (Violine) und Maximilian Hornung (Violoncello) weidlich aus. Auch wenn der Ton fordernder und das Tempo rascher wurde, geriet nichts an Direktheit und Tiefe verloren. Während die beiden Streicher mit vollem Klang auffielen, punktete Benjamin Engeli am Klavier mit treffsicheren Läufen und einem außergewöhnlich durchdachtem Anschlag. Die Korrespondenz untereinander riss dabei nie ab.

Schließlich warf das „Tecchler Trio“ seine ganze Vielseitigkeit im „Trio élégiaque“ Nr. 2 d-Moll op.9 von Sergej Rachmaninov in die Waagschale. Der Klang hielt sich satt und wohl differenziert. Die zahlreichen emotionalen Wechselbäder gerieten authentisch und voller ehrlicher Unmittelbarkeit. Das alles auf höchstem technischem Niveau, das so gut wie keine Patzer zuließ. Auf diesem sicherem Fundament nutzten die drei jungen Musiker alle ihre daraus resultierenden Freiheiten aus, um sich voll und ganz einer schlüssigen und spannungsreichen Interpretation zu widmen.

Die Aufzeichnung des Konzertes ist am 24. November um 20.03 Uhr in SWR2 zu hören.

Das nächste Konzert des Mainzer Musiksommers findet am 19. August um 20 Uhr im Kreuzgang von St. Stephan statt. Das „Stuttgart Radio Brass“ spielt Werke von Bach, Händel, Gabrieli und anderen alten Meistern.

Karten und Informationen: www.mainzer-musiksommer.de

Veröffentlicht in der Mainzer Allgemeinen Zeitung
Foto: www.tecchlertrio.com

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