Donnerstag, 14. August 2008

Schüler erobern bei Move@School die Theaterbühne in Wiesbaden

Laut ist es auf der Bühne und wuselig auch. Doch als die Musik beginnt, stehen sie ganz still da und warten auf ihre Zeichen. Erst laufen sie energisch von verschiedenen Seiten der Bühne her in die Mitte, bleiben dann stehen, strecken die Arme über ihre Köpfe und drehen sich ganz schnell um ihre eigene Achse. Dann wieder Ruhe. Vor allem die Jüngsten sind mit großem Eifer und erstaunlicher Disziplin mit von der Partie. Bei den Größeren wird es immer wieder unruhig. Mal schubsen sich zwei gegenseitig an, mal ist das Mitteilungsbedürfnis allzu groß, um bis nach der Probe warten zu können.

Gabriel Sala muss manchmal energisch eingreifen. Gemeinsam mit Veronika Villar studiert er mit 112 Schülerinnen und Schülern von zwei Grundschulen, zwei Lernhilfe-Schulen und einer Haupt- und Realschule mit Förderstufe eine Choreografie ein. Die beiden Tänzer und Choreographen gehören zu dem riesigen Künstler-Team des Wiesbadener Staatstheaters, das sich für das Projekt „Move@School“ engagiert. Komponisten, Musiker und Tänzer erarbeiten ihre Teilprojekte mit den Schülern neben ihren normalen Diensten für das Theater in ihrer Freizeit.

Jede Woche kommen sie zu den Kindern und Jugendlichen zwischen zweiter und neunter Klasse in die Schulen, um in den Teilbereichen Komposition, musikalische Improvisation und Tanz zu arbeiten. Damit werden insgesamt 350 Schüler angesprochen, noch mehr als beim ersten Projekt im Jahr 2006. Am 1. November findet eine Gala im großen Haus statt, bei der die Ergebnisse präsentiert werden. Schirmherr ist Wiesbadens Oberbürgermeister Helmut Müller.

„Wir sprechen viele Kinder an, die ansonsten keinerlei Erfahrung mit bürgerlicher Hochkultur machen“, berichtet Theaterpädagogin Priska Jansens während der Probe. Hier werden ihnen klassische Musik und spannende Geschichten ohne erhobenen Zeigefinger näher gebracht. „Mir kommt es darauf an, dass etwas konkret passiert“, betont die Jugendreferentin den praktischen Bezug. Die ehemalige Grundschul-Lehrerin und Theaterpädagogin Christine Rupp-Kuhl steht ihr organisatorisch zur Seite und berichtet von einem Mädchen, das nach dem vergangenen Projekt ein Praktikum am Theater absolviert hat. „Die Erfahrungen hier bringen die Kinder unheimlich weiter“, weiß sie aus Gesprächen mit „Ehemaligen“. „Es geht um Selbstbewusstsein und gerade beim Tanzen um ein spielerisches Ausprobieren des eigenen Körpers“, sagt sie.

„Spannen, spannen!“, ruft Gabriel Sala in diesem Moment seinen jungen Tänzern zu. Unermüdlich fordert er die Kinder zu neuer Konzentration auf. Veronika Villar greift auch während der Einstudierung immer wieder ein, schiebt Ausreißer auf ihre Position oder verstärkt die Zeichen des Choreographen. Die Ideen zu den Figuren stammen übrigens größtenteils von den Kindern. Die Profis haben sie schließlich zu einer tanzbaren Fassung zusammengefügt. Sie erzählen die Geschichte vom Zauberlehrling nach der Musik von Paul Dukas nach dessen eigener Musik sowie Eric Saties „La belle excentrique“. Pate für „move@school“ stand übrigens das legendäre „Rhythm is it“-Projekt von Simon Rattle.

Foto: RMB/Heiko Kubenka

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