Freitag, 15. August 2008

Beeindruckender Klavierabend mit Joseph Moog

Erst 20 Jahre alt, zeigt Joseph Moog doch, was er an musikalischer Reife zu bieten hat. Mit seinem Klavierabend in Schloss Waldthausen hat er beim Mainzer Musiksommer bewiesen, dass durchdachte Interpretationen nicht nur die Sache alter Hasen sein müssen.

Joseph Moog gehört bereits jetzt zu den spannendsten Talenten auf dem Klaviersektor. Neben allen Komponenten und Ausbildungsstationen eines ordentlichen Wunderkindes bringt er vor allem eine außergewöhnliche Portion an musikalischer Gelassenheit mit. Wenn man ihn hört, spürt man Spannung, aber keine Verkrampfung. Man erlebt Ehrgeiz aber keine Verbissenheit. Damit hebt sich der junge Pianist aus Neustadt an der Weinstraße angenehm aus dem Überangebot höchst talentierter, aber oft überzüchteter Jung-Stars heraus.

Dem Mainzer Musiksommer ist es zu verdanken, dass er diese Entdeckung in sein Programm aufgenommen hat. Moog ist indes gerade hierzulande kein unbeschriebenes Blatt. Er trat bereits mit den wichtigen rheinland-pfälzischen Klangkörpern auf und war bei den renommierten Festivals im Rheingau, in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zu Gast. In den vergangenen Jahren kamen zusätzliche Erfolge in Form von Preisen und Auszeichnungen dazu.

In Mainz entzog er sich dem Festival-Schwerpunkt konsequent ohne jeglichen Versuch der Anbiederung. Alte Musik gab es einfach nicht zu hören. Er spannte den Bogen lieber von Beethoven über Chopin, Brahms und Skrjabin bis Liszt und bezeugte damit sein Interesse für das 18. und 19. Jahrhundert. Dabei war sein Programm vollgestopft mit pianistischen Höhepunkten. Darunter Franz Liszts „Ungarische Rhapsodie“ in cis-Moll und die „Grande Polonaise brillate“ in Es-Dur op. 22 von Frédéric Chopin.

Ähnlich wie in Ludwig van Beethovens „Waldsteinsonate“ überzeugte Moog dort überall vor allem mit seiner unbändigen Lust an authentisch vermittelten Klangfarben. Note für Note schöpft er aus einem schier endlos scheinenden poetischen Kraftpotential, mit dem er große Linien und plastische Formen modelliert. Die Sicherheit, mit der er sogar dichteste Harmoniestrukturen durchkämmt ist enorm. In den schnellen Sätzen flitzt er unbeirrt durch die Passagen, ohne dabei aber oberflächlich zu erscheinen. Es gelingt ihm immer, die notwendige Tiefe auszuloten und wenn nötig Kontraste herzustellen. In Anlehnung an Waldsteins Ahnung, als Beethoven nach Wien ging, ließe sich zu Moog vielleicht formulieren: er erhielt Margulis' Geist aus Glemsers Händen. Die Geschichte hat gezeigt, dass der Graf mit seinem Haydn- und Mozart-Bezug nicht übertrieben hat.

Weitere Konzerte beim Mainzer Musiksommer
16.8.: Tecchler Trio in Schloss Waldthausen
19.8.: Stuttgart Radio Brass in St. Stephan

Der Klavierabend wird am 27.9. um 20.03 Uhr in SWR2 gesendet

Veröffentlicht in der Mainzer Allgemeinen Zeitung

Foto: www.josephmoog.de

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