Sonntag, 9. Dezember 2007

Zum Auftakt der Mendelssohn-Tage in Frankfurt

Das kommt eben davon, wenn man sein Publikum nicht mit Programmheften ausstattet. Dann klatscht es auch einmal im Überschwang selbstbewusst zwischen die Sätze. Und das ausgerechnet bei der bekannten Psalm-Vertonung „Wie der Hirsch schreit“ von Felix Mendelssohn Bartholdy. Immerhin handelte es sich ja hier um die Gäste der Frankfurter Mendelssohn-Gesellschaft, die zum Auftakt ihrer Mendelssohn-Tage in die Alte Oper geladen hatte. Der 42. Psalm entwickelt in der Mendelssohn-Fassung über die gesamte Strecke hinweg eine fühlbare Spannung, die sich auch in den Schlusstakten nicht so recht zu entladen scheint. Den Interpreten des Abends gelang genau diese schlüssige und zielstrebige Interpretation, die man sich bei diesem Werk wünscht. Paulus Christmann führte die Deutschen Philharmoniker und die Sängerinnen und Sänger der Frankfurter Singakademie, des Polizeichors Frankfurt und der Mendelssohn-Chorvereinigung Frankfurt energisch zusammen. Elisabeth Scholl übernahm den Solopart in angemessen oratorienhafter Manier und mit hohem dramatischem Anteil. Eike Wilm Schulte trug in einer Frankfurter Erstaufführung die Konzertarie „On Lena’s Gloomy Heth“ vor. Das Werk ist weitestgehend unbekannt, auch weil es bis heute nicht editiert ist. Der Bariton vermischte hier die grundsätzliche Schlichtheit des Stückes geschickt mit einem kraftvollen Ansatz. In der Konzert-Ouvertüre „Die Hebriden“ und der „Schottischen“ Sinfonie erwies sich das Orchester als warm timbrierter Klangkörper, der feine Differenzierungen und Zwischentöne zuließ.

Veröffentlicht in der Frankfurter Neuen Presse

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