Sonntag, 9. Dezember 2007

Verdi-Oper "Simon Boccanegra" mit der Opera & Philharmonic Society Plovdiv

Verdis Oper „Simon Boccanegra“ gehört nicht zu seinen Bekanntesten. Dabei ist das verzwickte Drama um politische Ränkespiele, persönliche Machtspielereien, Liebe und Verrat voller Zündstoff und stellt eine spannende Vorlage dar. In Rüsselsheim wurde es jetzt von der „Opera & Philharmonic Society“ aus dem bulgarischen Plovdiv auf die Bühne gebracht. Verdis 1857 uraufgeführte und 1881 in überarbeiteter Fassung noch einmal herausgebrachte Oper beruht auf dem gleichnamigen Schauspiel von García Gutiérrez aus dem Jahr 1339, in dem das Schicksal des ersten vom Volk gewählten Dogen von Genua behandelt wird. Die Urfassung traf seinerzeit nicht auf Begeisterung. Die Kritik hielt es für zu düster und zu spröde.

Die Geschichte an sich ist eigentlich recht packend. Der Korsar Simon Boccanegra wird zum Dogen gewählt, obwohl er sich nicht besonders für dieses Amt interessiert. Er hofft allerdings durch den damit verbundenen gesellschaftlichen Aufstieg die junge Adlige Maria heiraten zu können. Die ist allerdings mittlerweile in der Gefangenschaft ihres Vaters Jacobo Fiesco gestorben. Dieser bietet dem verhinderten Schwiegersohn Versöhnung an, wenn der ihm die Tochter aus dieser Liaison überlässt, die wiederum verschwunden ist. Also wird nichts aus dem Tausch, die vererbte Fehde bleibt bestehen.

Ein Vierteljahrhundert später trifft Boccanegra auf seine tot geglaubte Tochter Amelia. Die hat sich in den Adligen Gabriele Adorno verliebt, einen erbitterten Gegner des Dogen. Boccanegra hat zwar Einwände gegen diese Verbindung, verhindert aber die Zwangshochzeit mit seinem Weggefährten Paolo Albiani, der die Adoptivtochter einer Adelsfamilie ebenfalls bedrängt. Albiani sinnt auf Rache, lässt Amelia entführen, die sich aber rasch befreien kann. Adorno hat in der Zwischenzeit den Entführer getötet und will nun gleiches mit Boccanegra tun, den er für seinen Rivalen um Amelias Gunst und deren Entführer hält. Amelia verhindert das, Paolo vergiftet den Dogen. Adorno erfährt von dem wahren Verhältnis zwischen Simon und Amelia, bittet den sterbenden Dogen um Verzeihung und wird dessen Nachfolger.

Die Gäste aus Plovdiv bieten unter der Regie des ungarischen Multitalents Tamas Ferkay eine brave und für den Tourneebetrieb ordentlich zusammengefügte Inszenierung. Es gibt hier keinerlei Ansätze, einer inhaltlichen Deutung oder eigenen Schwerpunktsetzung. Das Werk wird schlichtweg notengetreu wiedergegeben. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Dabei stehen solide Sänger auf der Bühne. Simon Boccanegra wird von dem körperlich überragend wirkenden Alexander Morozov mit verhaltener Leidenschaft und belastbarem Bariton gegeben. Die Rolle seines Gegenspielers Jacobo Fiesco übernimmt Rosen Krastev mit fundiertem Bass. Als Gabriele Adorno wirkt Svetoslav Stankov wendig und draufgängerisch. Etwas mehr Schwung hätte man sich vom Chor erhofft, das Orchester übernahm seine Rolle unter der Leitung von Georgi Dmitrov souverän und mit dem nötigen Gestaltungswillen.

Veröffentlicht in der Main-Spitze

Keine Kommentare: