Mittwoch, 5. Dezember 2007

"Live Lyrix" übersetzt englische Hits ins Deutsche

Eigentlich ist die Situation etwas merkwürdig. Der Saal im Frankfurter Hof ist bist auf den letzten Platz gefüllt. Und scheinbar sitzen die Menschen da und hören sich Musik vom Band an. Das allein aber hätte wohl keinen von ihnen hinter dem sprichwörtlichen Ofen hervor gelockt, es ist aber auch wirklich nicht alles, was bei den „Live Lyrix“ von SWR3 geboten wird. Drei Protagonisten sind es, denen zwischenzeitlich immer wieder die Aufmerksamkeit gilt. Die Schauspieler Carola von Grot und Ronald Spiess tragen nämlich die deutsche Übersetzung englischsprachiger Hits vor. Moderiert wird das ganze von Ben Streubel, der für lockeres Geplauder zwischen den Stücken steht.

Die „Live Lyrix“ sind die Bühnenversion einer SWR3-Sendung, die Sonntags morgens zu hören ist. Schon Ende 2006 war der Sender mit diesem Konzept auf Tournee und führte die Reihe nun wiederholt durch. Auf der Bühne stehen von innen beleuchtete Quader und Würfel, links und rechts ist jeweils ein mehrstrahliger Kerzenständer aufgestellt. Die Farben wechseln je nach Lied und Stimmung, Carola von Grot und Ronald Spiess bewegen sich in dieser Landschaft mal gemeinsam, mal allein.

Zum Duett setzen sie etwa bei „Something Stupid“ in der Version von Robbie Williams und Nicole Kidman an. „Ich weiß, dass ich sozusagen auf der Warteliste stehe in Sachen ’Einen Abend mit dir verbringen’“, heißt es da nüchtern am Anfang. Wer bisher nie auf den Text der Schnulze geachtet hat, wird sich wundern. „Du hast genug von den ewig gleichen Phrasen“, weiß der Sänger und rechnet sich nur mäßige Chancen aus, bei der Geliebten zu landen.

Eindrucksvoll bleibt der Text des Dire-Straights-Klassikers „Brothers in Arms“ in Erinnerung. Das Anti-Kriegs-Lied endet mit den Worten „Wir sind Narren, wenn wir Krieg führen gegen unsere Brüder“. Eine hübsche Ballade ist Tina Dicos autobiographisch angehauchtes „Room with a view“, in dem sie sich an vergangene Zeiten und eine verflossene Liebe erinnert, die in ihr noch lebendig ist.

Carola von Grot und Ronald Spiess gelingt es, mal hintergründiger, mal offensiver, die Töne mit ihren jeweiligen inhaltlichen Aussagen zu verknüpfen. Oft bekommt der Zuhörer dadurch die Möglichkeit, scheinbar längst bekannte Stücke deutlich aufmerksamer zu hören, als bisher.

Veröffentlicht in der Mainzer Allgemeinen Zeitung

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