Montag, 28. August 2006

Justus Frantz konzertiert mit Kindern in Mainz

Wenn Justus Frantz den Taktstock hebt, sind es in der Regel versierte Profimusiker, die seinem Schlag folgen. Im Mainzer Dom war das jetzt einmal anders. Zwischen den Instrumentalisten der „Philharmonie der Nationen“ hatten sich musikbegabte Kinder im Alter zwischen acht und 16 Jahren hinter die Pulte gesetzt. Möglich gemacht wurde diese Initiative vom Mainzer Schott-Glas-Konzern, der den Dirigenten eingeladen hatte, mit den Nachwuchstalenten eine Woche gemeinsam zu proben.

Kameras, Mikrofone und Leuchten sind auf sie gerichtet, einige Kinder blinzeln nervös und versuchen, in dem riesigen Mittelschiff der Kathedrale ein bekanntes Gesicht zu erspähen. Doch die meisten haben sich schnell an die Aufmerksamkeit gewöhnt, die ihnen an diesem Tag gilt. Udo Ungeheuer, der Vorsitzende des Schott-Vorstandes betont, dass sein Betrieb mit diesem Projekt junge Menschen für klassische Musik interessieren möchte. Bei den jungen Musikern musste er wohl kaum Überzeugungsarbeit leisten, immerhin haben alle bereits mindestens zwei Jahre Instrumentalunterricht hinter sich– zumindest ist das eine der Voraussetzungen gewesen.

Doch bestimmt wird sich der eine oder andere durch diese Situation besonders motiviert fühlen und weitermachen. Schließlich ist so ein Konzert für jeden Musikschüler etwas ganz besonderes. Der Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann, der die Schirmherrschaft übernommen hat, spricht vor dem Konzert über Wertevermittlung durch die Musik und betont den im doppelten Sinne spielerischen Aspekt.

Doch dann wird es ernst für die Musiker. Zuerst steht Mozarts Ouvertüre zur Zauberflöte auf dem Programm. Wenn man die Augen schließt, merkt man kaum, dass es sich um ein Gemeinschaftsprodukt von Profis und Nachwuchs handelt. In der Kindersinfonie von Franz Joseph Haydn ist besonders viel Enthusiasmus zu spüren. Dann geht es richtig rund, mit Rasseln, Perkussionsinstrumenten und Blockflöten. Beide Stücke sind gezielt ausgewählt worden, sie überfordern nicht, setzen aber doch ein gehöriges Maß an Musikalität und soliden technischen Fähigkeiten voraus. Und inmitten der erfahrenen Musiker wächst hier sicherlich so manches Kind an Geige, Querflöte oder Kontrabass über seine eigenen Grenzen hinaus. Eine Erfahrung, die prägt.

Weniger geschickt ist dann die Programmänderung im zweiten Teil gewählt. Statt der populären „Jupiter-Sinfonie“ von Wolfgang Amadeus Mozart, die auf dem Programmzettel steht, gibt es die fast einstündige sechste Sinfonie in A-Dur von Anton Bruckner zu hören. Selbstverständlich ausschließlich von der „Philharmonie der Nationen“ gespielt. Für die Zuhörer, die sich auf leichtere Kost eingestellt haben, eine Herausforderung. Unruhe, Abwanderungen und unbeirrbares Klatschen zwischen den Sätzen sind die Folge.

Veröffentlicht in der Allgemeinen Zeitung Mainz

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