Sonntag, 13. August 2006

Das Ensemble Vocal de Lausanne und die Sinfonietta Lausanne unter Leitung von Michael Corboz beim Rheingau Musik Festival

Drei Messen, alle unerhört unterhaltsam und das auf ganz unterschiedliche Art. In der Regel erwartet man von dieser Kompositionsart nicht allzu viele dramatische Anstöße, immerhin hat sie eine klare liturgische Aufgabe zu erfüllen. Doch es gibt zahlreiche Beispiele von Messen, die sich heute auch isoliert vom Gottesdienst für den Konzertsaal eignen. In Kloster Eberbach gab es nun drei spannende Vertonungen zu hören, die diesem Anspruch genügen. Das Gemeinschaftswerk von Gabriel Fauré und André Messager entstand 1881 für die Fischer des Städtchens Villerville in der Normandie und ist auch nach ihnen benannt. Es wurde für eine Wohltätigkeitsveranstaltung geschrieben und von Frauen aus dem Ort aufgeführt. Dementsprechend einfach und klar strukturiert klingt es auch. Die Sinfonietta Lausanne und die Frauenstimmen des Ensemble Vocal de Lausanne nahmen das Stück dennoch nicht auf die leichte Schulter. Die volksliedhafte Natürlichkeit im Gloria wurde wirkungsvoll umgesetzt, eine behutsame Zurückhaltung an der Textstelle „Domine Fili unigenite“ beziehungsreich geübt. Auch wenn der liebliche Chorsatz des „O Salutaris“ von einem süßlichen Violinsolo noch unterstrichen wird, verblieb die Interpretation diesseits der Kitsch-Grenze. Mitreißend geriet die Glora-Messe von Francis Poulenc mit ihrem zahlreichen Zitaten und ihrem oft rhythmisch treibenden Charakter. Hier viel die Sopranistin Sandrine Piau mit angenehm unaufdringlichem Timbre und wirkungsvoller Gestaltung auf. Als Hauptwerk des Abends stand dann Giacomo Puccinis „Messa di Gloria“ auf dem Programm. Michel Corboz trieb die Ensembles schon im Kyrie mit mächtigen Alla-breve-Schlägen an, die mitunter etwas exaltiert wirkten. Dafür kamen leichtfüßige Pizzikati der Geigen und jubelnde Bläsermomente im Gloria zum Vorschein und begleiteten den flott singenden Chor angemessen. Schlank geführt brillierte der junge Tenor Valerio Contaldo, der selbst Mitglied des Vokalensembles ist. Nur in den Höhen war noch manchmal etwas zu viel Druck zu spüren. Hubert Claessens gefiel mit einer solide ausgeführten Partie.

Veröffentlicht in der Frankfurter Neuen Presse

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