Donnerstag, 10. August 2006

„il Gardino Armonico“ beim Rheingau Musik Festival

Böse Zungen behaupten, dass barocke Instrumentalmusik doch immer gleich klingt. Und auf eine durchaus intelligente Art und Weise hat das nun die italienische Formation „il Gardion Armonico“ (mit besonderem Wert auf das kleine „il“) irgendwie auch bestätigt. Vieles, was im 17. Jahrhundert geschrieben wurde, folgte notwendigerweise dem zeitgenössischen Geschmack und den bekannten Techniken. Oft klingt uns diese Musik auch wie eine große Improvisation in Ohren, die mal weniger mal besser gelungen ist. So bastelte das Ensemble nun kurzerhand aus Werken von Samuel Scheidt, Johann Rosenmüller und Pietro Andrea Ziani eine Art Suite, die von geschickten Cembalo-Übergängen zusammengehalten wurde. Die adrett verspielten Motive, die anfangs durch die Stimmen gereicht und in gut gelauntem Wettbewerb virtuos gesteigert wurden, erhielten durch die folgenden „Sätze“, in denen einzelne Instrumentalisten ein Minimum an Bewegung zelebrierten einen plastischen Kontrast entgegengehalten. Später gesellte sich dann der Blockflötist Giovanni Antonini hinzu. Schon in einem Concerto e-Moll von Francesco Mancini zog er mit frech pointierten Figuren die ungeteilte Aufmerksamkeit auf seine Interpretation. Die Erwartungen übertraf er später noch mit geradezu akrobatischen Umsetzungen im c-Moll-Concerto RV 441 von Antonio Vivaldi. Selten erlebt man eine derart inspirierte und überaus freudige Gestaltung dieser Literatur. Lebendiger und aktueller lässt sich Alte Musik wohl kaum spielen.

Veröffentlicht in der Frankfurter Neuen Presse

Keine Kommentare: