Freitag, 29. Mai 2009

An den Internationalen Maifestspielen beteiligt sich Wiesbaden mit der Mozart-Oper „Don Giovanni“ in Carlos Wagners Inszenierung

Es gehört zur guten Tradition, dass sich der Gastgeber des Festivals nicht nur zu Beginn mit einer Neuproduktion beteiligt, sondern auch ein laufendes Stück in besonderer Besetzung beisteuert. In diesem Jahr ist es Mozarts „Don Giovanni“ in der Inszenierung von Carlos Wagner, der damit im September vergangenen Jahres die Spielzeit eingeläutet hatte. (Rezension vom 8.9.09) Als Gäste waren der Bariton Thomas J. Mayer für die Titelrolle, Erwin Schrott als dessen Gefolgsmann Leporello und der Schweizer Tenor Nernard Richter gewonnen worden, die sich nahtlos in das Wiesbadener Ensemble einfügten.

Einmal mehr konnten die Opernbesucher erleben, wie die kluge Personenführung von Carlos Wagner in jeder Szene einwandfrei funktionierte. Jeder Moment hat seine eigene Spannung, die Szenen gehen mühelos ineinander über, ohne Handlungslücken zuzulassen. Mit Hilfe von Rifail Ajdarpasic und Ariane Isabell Unfried, die sich für ein eher klassisches Bühnenbild entschieden haben und den meist dezenten Kostüme von Christof Cremer hat Wagner eine zeitlose Inszenierung geschaffen, die sich nicht aufdrängt. Dennoch umgeht sie keinen Konflikt. Weder den des Giovanni, dessen übermäßiges Ego keine Selbstzweifel zulässt, noch den des Aufpralls der gesellschaftlichen Welten des prekariösen Paars Zerlina und Masetto auf die der Oberschicht der Dons und Donnas.

Erwin Schrott kann als markiger Leporello mit einer Menge Spielwitz für sich einnehmen, Thomas J. Meyer gibt einen kraftvoll überzeugenden Don Giovanni. Bernard Richters klar fokussierter Don Ottavio zeichnet sich durch eine durchaus herbe Gestaltung aus. Empfindsam füllt Tatiana Plotnikova die Donna Anna mit Leben. Mitreißend und mit makelloser, farblich brillanter Höhe begeistert Aga Mikolaj als Donna Elvira. Unter der Leitung von Generalmusikdirektor Marc Piollet spielt das Staatsorchester schlank und durchsichtig auf, erweist sich als ungemein beweglich und sichert der Vorstellung ein unerschütterliches klangliches Fundament.


Veröffentlicht in der Frankfurter Neuen Presse

Vergleiche auch: Wiederaufnahme der Inszenierung von Peter Mussbach in Frankfurt (8.3.09)

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