Freitag, 15. Mai 2009

Götz Alsmann ist in der Frankfurter Alten Oper weder Engel noch Teufel, sondern einmal mehr ein brillanter Unterhalter auf höchstem Niveau.

Eigentlich will er doch gar nicht wissen, ob er eher Engel oder doch mehr ein Teufel ist. Aber da er an verschiedene Höllen für unterschiedliche Berufsgruppen glaubt, ist Götz Alsmann die Hölle
wahrlich nicht zu wünschen. In der teuflischen Abteilung für Jazzmusiker nämlich dürfte er zwar mit allen Größen seiner Zunft gemeinsam spielen und bekäme von niemandem Geringerem als Count Basie die Noten gebracht. Doch zu spielen hätte er dann „Schnappi, das kleine Krokodil“. Mit „Engel oder Teufel“ ist Alsmann mit neuem Programm zurück in Frankfurt und hat seine drei Weggefährten Rhythmus, Text und Melodie im Gepäck.

Seine nach wie vor allerfeinste Stärke liegt in den vielseitigen Arrangements, die nicht bloß
Begleitgeräusche für den Star im Mittelpunkt darstellen. Drei Schlagwerker hat er um sich geschart, ein jeder ein absoluter Individualist mit dem Hang zum Besonderen im Team. Altfried Maria Sicking wirbelt vierklöppelig zwischen Vibra- und Xylophon umher und spitzt zudem die Lippen für gedämpfte Trompetensoli, Rudi Marhold zieht sich am Schlagzeug vermutlich so manche Sehnenscheidenentzündung zu und Markus Paßlick entdeckt immer wieder neues exotisches Perkussions-Spielzeug um jedem Titel einen ganz eigenen Atmosphäre-Tupfer beizufügen. Michael Ottomar Müller steuert schließlich den roten Bassfaden bei.

Alsmann selbst ist ein Meister der Mimik und der Tastenkombinationen. Während er lässig Akkorde antippt, schweift sein Blick suchend umher, manchmal verzieht er das Gesicht zur bübischen Grimasse oder zieht die Augenbrauen einen halben Millimeter hoch. Musikalisch gibt es zwischen Gute-Laune-Tänzen bis zu melancholisch schönen Liebes-Seufzern das gesamte
Alsmann-Schlager-Jazz-Repertoire. Gänsehautverdächtig ist sein „Geisterreiter“, gar nicht deutschtümelnd sein Liebeslied an alle germanischen Frauennamen, die man in einem Lied unterbringen kann.

Veröffentlicht in der Frankfurter Neuen Presse

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