Mittwoch, 27. Mai 2009

Konzertanter Opernabend mit der Barockoper „Die schöne und getreue Ariadne“ von Johann Georg Conradi bei den Internationalen Maifestspielen.

Fast 300 Jahre lang schlummerte sie unentdeckt vor sich hin. Die Oper „Die schöne und getreue Ariadne“ wurde 1691 für die Hamburger Bürgeroper am Gänsmarkt verfasst und erst 1972 wieder entdeckt. 1722 hatte übrigens der ungleich berühmteren Komponist Reinhard Keiser das Werk auf ein Libretto von Christian Heinrich Postel noch einmal neu bearbeitet. Aber auch Johann Georg Conradi erfreute sich Zeit seines Lebens einer gewissen Beliebtheit, war unter anderem einige Jahre als Kapellmeister in Hamburg angestellt, nachdem er zuvor in Ansbach und Oettingen gewirkt hatte.

In Wiesbaden hatte sich nun das „Ensemble Mattiacis“ unter der künstlerischen Gesamtleitung von Thomas de Vries dieser weitest gehend unbekannten Oper angenommen, freilich nur in konzertanter Fassung im prunkvollen Foyer des Staatstheaters, das eine durchaus adäquate Bühne für das barocke Werk darstellt. Dem Verlauf der Handlung jedoch wurde man dadurch nicht gerecht, was angesichts der sicherlich spannenden Vorlage noch nachzuholen wäre. Die Schwestern Ariadne und Phaedra buhlen um Theseus, den Prinzen von Athen. Scheinbar hat der sich für Ariadne entschieden, lässt sie aber auf Naxos zurück, um zu deren Schwester zurück zu kehren.

Das „Ensemble Mattiacis“ vermochte unter der sparsamen Leitung von Yvon Répérant, der vom Cembalo aus nur wenige Impulse zu setzen schien, die Farbigkeit des Werkes nur in Maßen zu vermitteln. Zu oft standen intonatorische Probleme im Weg, zu sehr zogen sich die Instrumentalisten in wenig inspirierter Routine zurück. Sängerisch hingegen konnten das Ensemble zum Großteil überzeugen. Emma Pearson gab mit sehr klaren Formulierungen, direkter Ansprache und einer agilen Schärfe eine ausdrucksstarke Phaedra, Sharon Kempton konnte gehaltvoll die emotionale Spanne zwischen Liebe und Zorn beleben. Thomas de Vries' Minos geriet mächtig, dabei sehr beweglich, der Theseus von Gustavo Quaresma hingegen etwas schematisch.


Veröffentlicht in der Frankfurter Neuen Presse

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