Dienstag, 14. Oktober 2008

Gluck-Oper "La Semiramide" von Christoph Willibald Gluck wird nach 250 Jahren in Mainz wieder aufgeführt

Die Geschichte hat den Hintergrund einer „Tatort“-Folge. Semiramis hat ihren Mann Nino, König von Babylon ermordet und hat seine Stelle eingenommen. Sie hat sich so gut getarnt, dass alle Welt denkt, sie sei er. Unerkannt leitet sie die Brautwerbung um ihre Tochter, Prinzessin Tamiri ein und begutachtet drei Erfolg versprechende Bewerber. Mireto ist Semiramis' Bruder, Scitalce einer ihrer ehemaligen Geliebten, der sie im Gegensatz zum Bruder erkennt. Dritter im Bunde ist Ircano. Intrigenwirtschaft politischer wie höchst privater Natur ist vorprogrammiert.

Die Oper „La Semiramide“ von Christoph Willibald Gluck nach einem Libretto von Pietro Metastasio wurde vor 250 Jahren zur Eröffnung des Wiener Burgtheaters uraufgeführt und verschwand danach in der Versenkung. Vor einigen Jahren entdeckten Gluck-Forscher die Oper wieder und forcierten den Druck der Partitur. Nun stehen auch die Einzelstimmen zur Verfügung, so dass wieder an eine Aufführung gedacht werden kann. Am Mainzer Staatstheater kann dieses Ereignis dank einer Kooperation zwischen Bühne, Forschung und Lehre gefeiert werden. Die Arbeitsstelle „Gluck Gesamtausgabe“ an der Mainzer Akademie für Wissenschaft und Literatur, die für die Neuedition der Werke Glucks verantwortlich ist, lieferte das Fundament, die Mainzer Musikhochschule die Akteure, das Staatstheater Raum, Knowhow und professionelle Arbeitsbedingungen.

Außerdem hat mit Kapellmeister Michael Millard ein versierter Kenner der Epoche die musikalische Leitung übernommen. Als Regisseur wurde Peer Boysen gewonnen, der an renommierten Häusern, wie der Dresdner Semperoper, dem Gärtnerplatztheater in München oder dem Theater an der Wien tätig war. Außerdem inszenierte er für die Händel-Festspiele in Karlsruhe und die Ludwigsburger Schlossfestspiele. In Mainz waren zuletzt seine Inszenierungen von Verdis „Don Carlos“ und Webers „Freischütz“ zu sehen.

Der Regisseur kann sich geradezu verliebt über die musikalische Struktur und deren Untiefen äußern, mit denen er es bei Glucks Oper zu tun hat. Und er lobt die „Vitalität und das Direkte“ seiner Sänger. „Hier ist alles über Phantasie und Autosuggestion gegangen“, schwärmt er. Mit routinierten Bühnenprofis hätte das so nicht funktioniert, ist er überzeugt. Die Studierenden seien „offen, ernsthaft und vom Theater noch nicht korrumpiert“, findet er und Millard ergänzt aus musikalischer Sicht, dass die jungen Sänger „sehr formbar und voller Energie“ sind. So kann Boysen die verschiedenen Charaktere „aberwitzig aufeinanderprallen“ lassen. Auch von der Kooperation kann er nur Gutes berichten. „Ich finde, das müsste sich jedes Theater leisten können“, betont er.

Für die Premiere am 16. Oktober um 19.30 Uhr im Kleinen Haus sind noch Restkarten erhältlich.

Weitere Aufführungen finden am 26. Oktober, 2. und 12 November sowie 10., 16., 23. und 30. Dezember statt.

Weitere Informationen: www.staatstheater-mainz.de, Karten unter 2851-222

Veröffentlicht in der Mainzer Allgemeinen Zeitung
Foto: http://www.hberlioz.com/Photos/Gluck1.jpg

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