Montag, 6. Oktober 2008

Alex Harbs' „Fidelio“-Inszenierung an der Frankfurter Oper ist immer noch gelb und endet im trauten Familienglück

Am Ende ist alles gut und schön. Florestan und Leonore haben sich wieder, es lockt das traute Eigenheim, das sie wohl samt geliehenen Kindern und Eltern beziehen wollen. Das zumindest legen die Schlussminuten in Alex Harbs Inszenierung von Ludwig van Beethovens Oper „Fidelio“ nahe. Nur vier Monate nach der Premiere in der vergangenen Spielzeit wurde das Stück nun wieder aufgenommen. Beethovens einzige Oper lässt das heftige Bedauern aufflammen, dass er nur sie hinterlassen hat. Wie selten erlebt man hier das gelungene Zusammenspiel von Solisten, Ensemble, Chor und Orchester - die Skizzierung der Protagonisten und deren Zugehörigkeiten könnte kaum treffender vorgenommen werden. In der quietschgelben Kulisse des Regisseurs, der seinerzeit für die erkrankte Christine Paulhofer übernommen hatte, lässt sich der Kampf Leonores um ihren eingekerkerten Florestan unverbaut nachvollziehen. Gabriela Fontana legt die Rolle der Gattin im Kleid eines Mannes zunächst etwas herb an, um immer mehr auch im Anzug weichere Züge preis zu geben. Beeindruckend kraftvoll und kernig kommt Terje Stensvold als Bösewicht Don Pizarro daher, der gutmütige Kerkermeister Rocco wird von Gregory Frank robust und rustikal vermittelt. Richard Cox ist selbst offensichtlich mit seiner Leistung in der Rolle des Florestan unzufrieden, allzu oft entwischt er der Leitung des ansonsten stets souverän waltenden Generalmusikdirektors Sebastian Weigle. Besonders vielseitig präsentierte sich auch der Chor, der in diesem Stück einmal zeigen kann, was in ihm steckt. Atmosphärisch voran gebracht wird die Oper ganz wesentlich aus dem Orchestergraben heraus.

Veröffentlicht in der Frankfurter Neuen Presse

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