Mittwoch, 23. April 2008

Junges Bianco-Quartett überzeugt mit Schubert und Tschaikowsky

Frühwerke von bedeutenden Komponisten bergen oftmals den Reiz einer gewissen Übermütigkeit, die zur viel freieren Ergebnissen kommt, als manches später geschriebene und durch die Erfahrung gereifte Stück. Dazu gehört sicherlich auch das Quartett Es-Dur (D 87), das Franz Schubert 1813 im Alter von 16 Jahren zu Papier brachte. Vermutlich ist es für das Familien-Quartett geschrieben worden, das regelmäßige Hausmusiken gab. Gerhard Göllner, Finanzvorstand der LBS konnte nun das junge Bianco Quartett in seinem Haus begrüßen. Das Unternehmen ist fester Sponsor der Villa Musica und hilft nach Ansicht von Stiftungsmitglied Alfons Moritz dabei, den guten Ruf der Einrichtung weiter voran zu treiben.


Das Streichquartett hat sich auf Initiative der Kammermusikstiftung gegründet und besteht aus vier hoch qualifizierten Musikern im Alter zwischen 18 und 23 Jahren. Alle haben bereits bedeutende Auszeichnungen erhalten und einen großen Erfahrungsschatz mit anderen Solisten oder Ensembles gesammelt. Zu Beginn empfahlen sich die vier mit einem satten, warmen Klang, der gut zu dem Kopfsatz des Schubert-Quartetts passte. Ein angeregtes Zusammenspiel mit eleganten Phrasierungen neben hektischer Betriebsamkeit und zwischenzeitlichem Aufbäumen machte das Scherzo lebendig. Im Finalsatz bewiesen die Musiker viel Sinn für einen verantwortlichen Umgang mit dem künstlerischen Effekt.


Der zweite Satz des Streichquartetts Nr. 1 in D-Dur von Pjotr Tschaikowsky wird komplett mit Dämpfern gespielt, was ihm einen silbrig-fahlen Grundton verleiht. Das Bianco Quartett ging hier besonders gefühlvoll ans Werk, nachdem es das voran gegangene Moderato e semplice besonders dicht formuliert hatte. Ein spritziges Scherzo leitete zu einem vitalen Finale ein, in dem die jungen Musiker raffinierte Zusammenhänge aus dem scheinbaren Chaos heraus schälten. Virtuosität und eine erstaunliche Intuition für das Spiel mit den Klangfarben macht das Bianco Quartett zu einem äußerst spannenden Ensemble.


Veröffentlicht in der Mainzer Allgemeinen Zeitung

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