Samstag, 28. Oktober 2006

Klavierduo Gröbner/Trisko im Holzhausenschlösschen Berinl

Das Klavierspiel zu vier Händen gehört zur ganz großen Tastenkunst, die unbedingtes Einverständnis zwischen den beteiligten Künstlern fordert. Denn wenn sich zwei Pianisten die 88 Tasten teilen müssen, sind sie wie in keiner anderen Duo-Formation voneinander abhängig. Ein Fehlgriff, eine musikalisch anders geartete Einschätzung des Partners und die gesamte Interpretation steht auf dem Spiel, schließlich kann jede Taste nur ein mal gedrückt werden. Vielleicht gibt es international auch deshalb nur so wenige ausgezeichnete Klavierduos. Aus Österreich scheint sich Nachwuchs anzukündigen, von dem in Zukunft noch mehr zu hören sein wird. Mit Johanna Gröbner und Veronika Trisko waren bei den „Europa Kulturtagen“ nun zwei junge Pianistinnen zu Gast, die ohne weiteres auf Augenhöhe mit den Großen ihrer Zunft, von Önder bis Stenzl spielen. Es waren die Brahms-Variationen über ein Thema von Robert Schumann op. 23, die zum ersten Mal wirklich aufhören ließen. Da zeigten sie ein untrügliches Gespür für effektvolle Details und stiegen mit spürbarer Begeisterung in die Klangwelt des Komponisten ein, die mal zum zerreißen gespannte Atmosphäre bot und mal lakonischen Variationenreichtum streifte. Von Schumanns „Bildern aus dem Osten“, bei der sich der Komponist von arabischen Rückert-Adaptionen inspirieren ließ, erzählten die jungen Pianistinnen in ungekünstelter und doch kunstfertiger Manier, führten kleine, in sich geschlossene Charakterstudien vor. Müßig, von ihrer absoluten technischen Präzision zu sprechen, die schließlich zu einem prasselnden Temperamentsausbruch in einer Auswahl „Ungarischer Tänze“ von Johannes Brahms führte.

Veröffentlicht in der Frankfurter Neuen Presse

Keine Kommentare: