Samstag, 14. Oktober 2006

Das etwas andere Konzert: Klaviermusik im Künstleratelier

Fernab der kulturellen Zentren verbergen sich hinter den Mauern des Mainzer Stadtlebens eine Reihe privater Schätze, die es immer wieder einmal zu bergen gilt. In Wohnzimmern und Loftetagen, Ateliers und Kellerräumen engagieren sich Mainzer Bürger auf vielfältige Art und Weise. Ein besonders gelungenes, weil auch unaufdringliches Beispiel ist das von Christiane Schauder. Sie selbst stammt aus dem Hunsrück, hat an der Johannes Gutenberg-Universität studiert und lebt seit Mitte der 80er Jahre als freischaffende Künstlerin in Mainz. Seitdem hat sie eine Reihe Arbeitsstipendien erhalten und pflegt gute internationale Beziehungen, unter anderem nach China, wo sie einen Lehrauftrag an der Academy of Fine Art der Shanghaier Universität wahrnimmt.

Gemeinsam mit ihrem Mann Günter Minas organisiert sie seit 1997 die Neustadter Kunstbiennale „3 x klingeln“, Cineasten ist sie als Mitbegründerin und langjährige Vorsitzende der AG Stadtkino bekannt, die das CinéMayence betreibt. Nun hat sie aus einem biografischen Zufall eine kulturelle Initiative entstehen lassen. Nach dem Umzug ihrer Mutter, hatte die keinen Platz mehr für ihren Flügel und so wurde das Instrument, ein in die Jahre gekommener aber hervorragend bespielbarer Ibach, kurzerhand in Christiane Schauders Atelier in der alten Waggonfabrik verfrachtet. Hier fand nun bereits zum zweiten Mal in privater Atmosphäre ein Hauskonzert der besonderen Art statt. Zahlreiche Bekannte und Freunde des Künstlerpaares hatten die Gelegenheit wahrgenommen, sich zwischen Farbtuben und Leinwänden einen Klavierabend zu vier Händen anzuhören.

Dafür konnten die Musikwissenschaftler Diana Bickley und Jens Rosteck gewonnen werden, die an diesem Abend den Beweis antraten, dass Forschung und künstlerische Leistung durchaus miteinander in Einklang gebracht werden können. Das Duo konzertiert ausschließlich bei solchen Hauskonzerten und war damit bereits in Paris, Amsterdam, Edinburgh und New York zu Gast. Das vorwiegend französische Programm enthielt selten gespielte Stücke wie die „Trois morceaux en forme de poire“ (Drei Stücke in Birnenform) von Erik Satie. Das Duo spielte die sieben Miniaturen als augenzwinkernde Bonmots mit ausgesuchter Akkuratesse und Leichtigkeit. Auch Schuberts Fantasie in f-Moll op. 103 gelang kenntnisreich seziert, ohne dabei die emotionale Wirkung außer Acht zu lassen. Werke von Poulenc, Ravel und Fauré rundeten einen gelungenen und abwechslungsreichen Abend ab.

Veröffentlicht in der Allgemeinen Zeitung Mainz

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