Montag, 17. März 2008

Europachorakademie mit Bachs Johannes-Passion

Die kleine Besetzung erwies sich als eine kluge Entscheidung. Joshard Daus hat aus der Europachorakademie einen schlanken Kammerchor herausgeschält und samt Mendelssohn-Symphonia eine pointiert formulierte Johannes-Passion einstudiert. Im Kurhaus erklang Bach in fast asketischer Klarheit. Daus legte Wert auf sauber geschnittene Formen und gut nachhörbare Strukturen, verzichtete auf plakative Effekte. Dynamische Gegensätze wurden auf ein Minimum reduziert, ohne Gleichförmigkeit zu provozieren. Im ungewohnt langsamen Einstiegschor „Herr, unser Herrscher“ und bei der streng disziplinierten Aufgeregtheit von „Bist du nicht seiner Jünger einer“ gewöhnte sich der Zuhörer an vornehme Zurückhaltung. In den Chorälen gefiel der Chor mit homogener und gefühlvoller Gestaltung, das Orchester begleitete unaufdringlich, zeigte dennoch Präsenz. Bei den Solisten hat der Evangelist die größte und gleichzeitig undankbarste Aufgabe zu bewältigen. Thomas Dewald (Tenor) gelang es, einen spannend erzählten Bericht abzuliefern, den er kraftvoll und energisch mit klanglichen wie dramatischen Spannungsbögen versah. Die reine, helle Mezzostimme von Fredrika Brillembourg in der Altpartie passte zu dem fein aufgezogenen Gesamtkonzept deutlich besser als der etwas zu üppig dimensionierte Sopran von Fionnuala McCarthy. Karsten Mewes (Bass) gelang es in den Jesusworten hingegen, sein sattes Volumen zu fokussieren, auch Hans Christoph Begemann (Bariton) stellte seinen Part angemessen in den Kontext.


Veröffentlicht u.a. im Wiesbadener Kurier

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