Freitag, 10. August 2007

Interview mit dem Pianisten Thomas Hoppe (Atos-Trio)

Wie haben Sie als Trio zusammen gefunden?

Ich kenne Annette von Hehn aus Studienzeiten in den USA. Wir wollten schon immer Klaviertrio spielen. Das Repertoire ist fantastisch und der Klang liegt uns sehr nahe. In Berlin wurde uns Stefan Heinemeyer empfohlen. Wir trafen uns, spielten Schubert-Trios und verstanden uns von Anfang an blendend, sowohl menschlich als auch musikalisch.


Sie kommen mit Klassik und „gemäßigter moderne“ nach Mainz - ist das ein Schwerpunkt ihrer Arbeit?

Nein, ein Schwerpunkt ist es sicher nicht, da wir auch die Romantik sehr lieben, und sowohl „gemäßigte“ als auch „ultra“-moderne Werke erarbeiten.


Wie entsteht dann so ein Programm?

Da fließen viele Faktoren mit ein: was möchte der Veranstalter, was passt in unsere Terminplanung, was wird zu lang oder zu kurz? Wir spielen gerne Programme, die wie Menüs gestaltet sind – mit Vorspeise, Hauptgang und Dessert. Oder solche, die verschiedene Stile beinhalten.


Junge Musiker haben es schwer, im Musikgeschäft ihre Position zu finden. Wozu raten Sie aus Ihrer Erfahrung?

Ich rate ihnen, sich niemals beirren zu lassen. Ihr habt Talent und etwas zu sagen? Dann sagt es mit Überzeugung! Ich rate, so oft wie möglich zu konzertieren und nicht auf Prestige-Konzerte zu warten oder auf gut bezahlte – oder darauf, dass jemand diese Konzerte organisiert. Gut vorbereitet zu sein und viel zu üben ist die beste Hilfe gegen Lampenfieber. Und bleibt auf dem Boden! Der Musiker ist zuerst Mensch und muss nicht, wie manchmal erwartet, durch Verrücktheiten auf sich aufmerksam machen, durch rote Socken, wilde Allüren oder durchsichtige Kleider.


Auf welche Lehrer verlässt sich das Atos-Trio?

Auf Menahem Pressler, den Pianisten des Beaux Art Trios, oder Professor Ilan Gronich an der Universität der Künste Berlin, der uns seit Jahren betreut und hilft. Beim Alban Berg Quartett, bei dem wir zwei Jahre lang in Köln studiert haben, konnten wir lernen, Grenzen auszuloten, sowohl unsere eigenen als auch die der Musik. Wir haben viel über Probetechniken gelernt, wie man ein Stück schnell und gut erarbeitet, nicht überflüssig viel diskutiert. Meistens haben doch alle das gleiche musikalische Ziel, aber jeder drückt es anders aus, und durch zu viele Worte entsteht Verwirrung. Außerdem hilft uns das Quartett bei Fragen des Musikalltags, im Umgang mit Veranstaltern, Presse, Verhalten im Aufnahmestudio und vieles mehr.


Wer hat Sie persönlich geprägt?

Da ist natürlich Agathe Wanek, die mir als Jungstudent in Mainz fast 10 Jahre lang eine unersetzliche musikalische und menschliche Führung gegeben hat. Später war es Lee Luvisi in den USA, der mir durch seine Person, seine Einstellung zur Musik und seine Erfahrung ein ewiges Vorbild sein wird.

Erschienen in der Allgemeinen Zeitung Mainz

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