Donnerstag, 9. April 2009

Mainzer Dom-Chor nimmt 22 Volkslieder auf

Was hat der Mainzer Domchor denn mit Volksliedern zu tun? Eigentlich nichts, möchte man meinen. Mit der CD „...die Lieder klingen“ hat der traditionsreiche Knabenchor nun bewiesen, dass ihm auch das weltliche Repertoire gelingt.

„Volkslieder zu singen weckt den Sinn für Vergangenes“, schreibt Domkapellmeister Mathias Breitschaft in seinem Vorwort zu der Scheibe. Er weist auf zahlreiche Naturschilderungen ebenso hin wie auf die emotionale Bandbreite von Schmerz, Freude oder Wehmut. „Das Singen der alten Weisen weckt aber auch die Freude an Melodie, an Harmonie, am Nachsingen, am Leben“, stellt Breitschaft fest.

Die Sammlung von 22 alten Weisen gehört nicht zum Alltag eines kirchlich geprägten Chores. Hauptaufgabe ist die Mitgestaltung der Domliturgie an Sonn- und Feiertagen, die Aufführung geistlicher Werke im Dom und darüber hinaus. Große Oratorien wie Bachs Weihnachtsoratorium und seine Passionen, Haydns „Schöpfun“, Mozarts Messen und Vespern und Mendelssohns „Elias“ nennt Breitschaft beispielhaft für die großen Meisterwerke, die in der Vergangenheit auf den Programmen des Mainzer Domchores standen.

Der Mainzer Domchor hat sich unter Breitschafts Leitung an die Klassiker der Gesangvereins-Literatur heran gewagt. Das hat einiges mit Mut zu tun. Denn das „Ännchen von Tharau und die „Loreley“ werden nahezu täglich und in sehr unterschiedlicher Qualität landauf, landab von Chören aller Art skandiert, was nicht immer mit den angenehmsten Erfahrungen verbunden ist. Mit diesen Liedern verbindet man mitunter eine gewisse Altbackenheit, die sie im übrigen nicht verdient haben.

Was den Knaben und jungen Männern des Chores nun gelingt, ist deshalb nicht hoch genug einzuschätzen. Mit kultivierten, gut ausgebildeten Stimmen interpretieren sie etwa „Kein schöner Land in dieser Zeit“ zwar nicht neu, aber in einer ansprechenden klanglichen Reinheit, die dem Lied einen geradezu unbekümmerten Charakter verliehen. Auch Männerhor-Klassiker wie „Aus der Traube in die Tonne“ kann man hier transparent und gleichzeitig überaus lebendig vorgetragen hören. Sehr ausdrucksstark gelingt das „Heidenröslein“, ohne falsche Süßlichkeit der „Lindenbaum“. Hinzu kommen Ersteinspielungen von Männerchor-Liedern von Michael Haydn. Die Auswahl vereint die bekanntesten Volkslieder und führt den Zuhörer durch alle Jahreszeiten, so dass die CD unabhängig von Frühling, Sommer, Herbst und Winter eingelegt werden kann.
  • Die CD kostet 15 Euro und ist erhältlich bei der Dominformation (Markt 10), im Infoladen des Bistums (Heiliggrabgasse 8), bei der Kunsthandlung Jaeger (Schöfferstraße 6) und bei der Dombuchhandlung (Markt 24).
  • Weitere Informationen: www.mainzer-domchor.de
Veröffentlicht in der Allgemeinen Zeitung Mainz

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