Sein besonderes Augenmerk galt der ungewöhnlichen Struktur der Vorlage. Er fühlte sich inspiriert „durch die vielen Szenen und Zwischenspiele gegebenen Möglichkeit, viel und vielerlei Musik zu machen.“ Doch zunächst musste er – wie passend – in den Militärdienst eintreten, um dort aufgrund seiner eher miserablen körperlichen Verfassung eine leidvolle Zeit hinter sich zu bringen. 1921 vollendete er das Werk.
Für die Mainzer Produktion der Oper haben sich Intendant Matthias Fontheim und Generalmusikdirektorin Catherine Rückwardt zusammen getan und zeigen große Begeisterung für das Werk. Auch das eigene Haus kommt gut weg. „Wir machen 'Wozzek', weil wir eine tolle Besetzung dafür haben“, sagt Fontheim selbstbewusst und meint damit sicherlich nicht nur Dietrich Greve (Wozzek) und Abbie Furmansky (Marie). Bisher hat er weder die Oper noch das Stück von Büchner inszeniert, sich aber nach eigenem Bekunden schon länger mit dem Stoff befasst.
Der Intendant sieht in Wozzecks Scheitern das „sehr heutige Schicksal eines normalen Menschen, der stark unter Druck gerät“. Er beschreibt ihn als einen Mann, der in der normalen Welt nicht mehr zurecht kommt – nicht zuletzt aufgrund seiner „sozial prekären Situation“. „Ein absolut modernes Thema, das immer wieder auf der Straße liegt“, unterstreicht Fontheim.
Für Sänger und Orchester ist die Oper die in eineinhalb Stunden abgründig Menschliches skizziert, eine hohe Herausforderung. Sowohl sangliche als auch expressive Momente sind darin enthalten. „Man wird als Darsteller selbst ein wenig verrückt“, ahnt Catherine Rückwardt. Die Darsteller müssten kämpfen, stellten sich aber gerne, ergänzt der Intendant. Für das Publikum bezeichnet Rückwardt die Oper allerdings als „perfektes Einsteigerstück“, da es auf die Menschen zugehe. Sie nennt das Geschehen einen „frei zugänglichen Trip in den Alptraum“, der vor allem für Teenager besonders interessant sein könnte.
Die Dirigentin schwärmt von der Musik und spricht von „unglaublich vielen Farben“, die darin vorkommen. Vom vollen Satz bis zu kammermusikalischen Momenten sei alles enthalten. Zudem ergreift das Orchester Partei für die Akteure. Und sie stimmt mit Fontheim in ihrer Einschätzung über die Aktualität des Themas überein: „Es berührt uns so wie Büchner, als er den Krankenbericht las und wie Berg, als er das Drama auf der Bühne sah.“
Veröffentlicht in der Mainzer Allgemeinen Zeitung
- Restkarten zur Premiere am 3. April um 19.30 Uhr im Großen Haus sind noch erhältlich.
- Weitere Aufführungen u.a. am 6., 13., 24. und 26. April sowie am 17., 22. und 27. Mai.
- Beginn jeweils 19.30, mit Ausnahme der Vorstellung am 26. April, die um 14 Uhr stattfindet.
- Weitere Informationen: www.staatstheater-mainz.de, Karten unter 06131/2851-222
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