Samstag, 4. April 2009

Ingo Appelt im Mainzer unterhaus

Die Zeiten sind vorbei, in denen Ingo Appelt große Hallen gefüllt hat. Bei der Vorstellung seines aktuellen Programms „Männer muss man schlagen!“ blieb im Unterhaus so mancher Platz leer.

Man muss sich ein wenig dran gewöhnen, das Gesicht, das einem aus dem Fernsehen doch mit dieser markanten Dreiecks-Frisur so bekannt scheint, unter der nur leicht geänderten Haartracht zu erkennen. Und obwohl er einen ordentlichen Wirbel um seinen Auftritt macht, das Publikum zum Jubeln und Kreischen auffordert, oft genug sein Lieblingswort, das mit F beginnt, benutzt und nach wie vor deutsche Altrocker imitiert, scheint der Mann ruhiger geworden zu sein. Er rumpelt zwar immer noch mächtig durch jede Zote und jeden politisch korrekten Fettnapf, den er finden kann, doch er hat einen Sprach- und Auftrittswitz gefunden, der aufhorchen lässt.

Worum es in seinem Programm geht, ist klar. Darum, dass Männer bloß ein Auslaufmodell der Evolution sind, denen man das nur oft genug klar machen muss. Appelt spult genüsslich sein Repertoire an Stereotypen ab, um sie mit gleicher Gewalt auch wieder anzugreifen oder sich über sie lustig zu machen. Dabei biedert er sich niemandem an, sondern fordert die Frauen lieber direkt auf, zu kreischen und die Männer, zu brüllen. Männer tituliert er als „testosterongesteuertes Sicherheitsrisiko“ und verhält sich haargenau wie ein Musterexemplar dieser Gattung.

„Die Finanzkrise ist auch von Männern gemacht und nun muss Bundes-Mutti Merkel wieder alles gut machen“, versucht er manchmal einen Ausflug ins politische Geschehen. Dann aber bloß, um seine schlüpfrigen Späße unterzubringen. Doch immer wieder bekommen die Männer ihr Fett weg. „Männer sollen Macho und Weichei gleichzeitig sein und was kommt heraus? Ein Matsch-Ei“, konstatiert er verzweifelt.

Und die Frauen? Na, die bekommen alles bloß durch ihre Anwesenheit kaputt. Dabei sind sie nie Schuld, sondern haben gute Gründe. Außerdem zerstören sie Männerdomänen wie den Fußball. Früher habe niemand Fußballer, echte Kerle also, mit Namen wie Jogi, Schweini oder Poldi verunstaltet. Auch im Motorsport sei es längst nicht mehr so spannend wie früher. „Formel eins war mal wie die Papstwahl – alle warteten darauf, dass Rauch aufsteigt“, sinniert Appelt.

Wie kaum in anderer seiner Zunft, das muss man ihm lassen, traut er sich an Tabu-Themen in gnadenloser Brachialität heran. Kostprobe? „Xavier Naidoo könnte man mit zwei Balken und drei Nägeln als Jesus-Bausatz nach Rom schicken – dann hätte Benedikt auch mal was zu nageln.“ So was kommt auch in Mainz an. Im zweiten Teil beweist er sein Talent zur Improvisation, als er tatsächlich so lange wartet, bis ein Besucher wieder von der Toilette zurück kommt und ihn dann genüsslich ins Rampenlicht zerrt. Entsetzlich pragmatisch sind seine „Liebeslieder von Männern, aber ernst gemeint“. Doch eigentlich will Ingo Appelt nur geliebt werden und ein Held sein. Sagt er.
Ingo Appelt wurde am 20. April 1967 in Essen geboren und ist gelernter Maschinenschlosser.

Seinen ersten Auftritt hatte er 1989 auf einer Jugendkonferenz der IG Metall.

„Männer muss man schlagen!“ ist sein viertes Bühnenprogramm.


Veröffentlicht in der Allgemeinen Zeitung Mainz

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