Sonntag, 24. Dezember 2006

Hans Pfitzners "Christ-Elflein" am Staatstheater Darmstadt

Manche Geschöpfe haben schon ein schönes Leben. Die Elfen zum Beispiel. Die können unbekümmert und größtenteils ohne belastendes Wissen um die tiefen Geheimnisse der Menschheit lustig durch die Gegend schweben und werde weiter von keinen Sorgen geplagt. Eines von ihnen aber wollte ausgerechnet kurz vor Weihnachten ausbrechen und wunderte sich eines Tages, warum es von den Menschen in der Regel nicht gesehen wird. Hans Pfitzner hat 1906 eine zweiaktige Spieloper auf der Grundlage einer Dichtung von Ilse von Stach um dieses Wesen herum geschrieben. „Das Christ-Elflein“ hatte nun am Staatstheater in Darmstadt Premiere, die halbszenische Fassung wurde von Bettina Geyer behutsam eingerichtet.

Das rührselige Stück wird durch den schlichten Rahmen noch einmal in seiner Wirkung unterstrichen. Denn eine puppenhafte Inszenierung mit viel Schnee und Winterwunderland-Stimmung hätte das Werk endgültig in die Welt des Kitsch übergleiten lassen. Auf diese Weise konnte die Musik im Vordergrund stehen, eine lautmalerisch üppig gezeichnete Tonschöpfung, die atmosphärische Motiv-Verknüpfungen in Reinkultur bietet.

Das Elflein wird von Sonja Gerlach hinreißend keck und naiv verkörpert, ihr angenehm klar formulierender Sopran kommt hier bestens zur Geltung. Ihr wird von Christkind Susanne Serfling (Sopran), die schlank und hell timbriert eine geschickt platzierte Besetzung darstellt, das Geheimnis der Weihnacht näher gebracht. Die wurde ihm vorher vom mürrischen Tannengreis Thomas Mehnert kraftvoll und ruppig vorenthalten. Karin Klein aus dem Schauspiel-Ensemble des Hauses hat es sich während dessen in einem großen Ohrensessel bequem gemacht, um die Geschichte weihnachtlich deklamierend zusammen zu halten.

Rührende Momente beschert der Jugendchor, der mal in Gestalt von Dorfkindern, ein andermal als Engelschar die Bühne betritt. Die jungen Sängerinnen und Sänger sind konzentriert bei der Sache und klanglich sehr sicher. Das ansonsten solide aufspielende Orchester unter der Leitung von Generalmusikdirektor Stefan Blunier gibt sich in der Begleitung der Chöre leider etwas schwerfällig, hier hätten die Profis ihren jugendlichen Kollegen ein wenig mehr Entgegenkommen zeigen können.

Veröffentlicht unter anderem in der Frankfurter Neuen Presse

Keine Kommentare: