Montag, 8. Januar 2007

Schauspiel "How Love is spelt" von Chloe Moss in Mainz

Eigentlich ist die Geschichte furchtbar banal und deshalb so nah am Publikum. Die 20-jährige Peta ist aus der Provinz nach London abgehauen. Den Grund erfährt der Zuschauer am Schluss: Sie ist schwanger, weiß nicht, ob sie das sein will und ihr Freund und Kindsvater, der arg einfach gestrickte Colin, ist auch nicht gerade das, was sie sich für die weitere Zukunft an ihrer Seite vorstellen mag. Unsicher ist sie und auch ganz schön naiv. Dank ihrer relativen Arglosigkeit schließt sie in der großen Stadt rasch zufällige Bekanntschaften, die alle irgendwann in ihrem spartanischen Zimmer landen.

Am Mainzer Staatstheater hat Hanna Rudolph nun die deutschsprachige Erstaufführung von „How Love is spelt“, dem zweiten Werk der jungen britischen Autorin Chloe Moss auf die Bühne gebracht. Im „Theater im Centrum“ (TiC) war dieses Wechselspiel aus zerbrechlicher Intimität und schonungsloser Öffentlichkeit allein räumlich schon bestens untergebracht. Holger Duwe sorgte mit minimalem Aufwand aus zerschlissener Sperrmüll-Couch, Bierflasche, Reisekoffer und Portraitfotorahmen für den effektvoll unaufdringlichen Rahmen. Wie man Liebe buchstabiert, weiß in diesem Stück niemand so recht. Nicht Joe (Joachim Mäder), der zwar cool genug ist, mit nach oben zu kommen, aber dennoch vor der eigenen Aufdringlichkeit zurückschreckt.

Auch nicht Steven (Thomas Kornack), der verklemmte Geschichtslehrer, dem die Ex immer noch mehr im Kopf herumspukt als eine klar Vorstellung davon, wie er bei Peta landen könnte. In der Rolle der jugendlichen Ausreißerin Peta ist Katja Hirsch zu sehen, die hier erneut mit der Eindringlichkeit ihres Spiels überzeugt. Ihre Unsicherheiten wirken nie plakativ, ihr Rollenverständnis entsteht aus einer tief empfundenen Authentizität. Ihre Figur verwickelt sich dabei immer mehr bei der Suche nach einer halbwegs brauchbaren Identität. Sie schnappt Bemerkungen aus Gesprächen auf, die sie versatzstückartig in ihre eigene Persönlichkeit einflechtet, um sie in der nächsten Begegnung auszuprobieren. Das alles in gerade einmal eineinhalb Stunden unter zu bekommen, ist nicht ganz einfach, die Autorin beschränkt sich auf ein Fragment. Dass sie dabei auf dem schmalen Grat zwischen Seifenoper und verkürzter Milieustudie nicht ausrutscht, sondern ihren eigenen Blick bewahrt, ist bemerkenswert.

Veröffentlicht im Main-Echo (Aschaffenburg)

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