Montag, 12. Mai 2008

Erfolgskonzept Rheinische Orchesterakademie Mainz

Das Konzept ist gar nicht mal so neu, dafür umso erfolgreicher und mittlerweile auch in Mainz bewährt. Man nehme, je nach Bedarf, plus minus 60 motivierte junge Nachwuchsmusiker, Profis oder Laien, eine handvoll versierter Dozenten und lasse sie gemeinsam an dramaturgisch schlüssigen Programmen arbeiten. Heraus kommt die Rheinische Orchesterakademie, kurz ROAM. In der Regel bekommen die Mainzer das Ergebnis zwei mal im Jahr vorgespielt. Hinter dem Projekt steht ein Verein, viel ehrenamtliches Engagement und keine institutionelle Förderung. Für die musikalische Qualität sorgen neben dem jeweiligen Dirigenten, der projektweise verpflichtet wird, Dozenten wie der Geiger Arndt Heyer (hr-Sinfonieorchester) und der Posaunist Felix Degenhardt vom Philharmonischen Staatsorchester Mainz.


Die neunte Orchesterwerkstatt hat sich mit der nordeuropäischen Musik beschäftigt. Erkki-Sven Tüür, geboren 1959, gehört zu den wenigen estnischen Komponisten, die auch international Beachtung finden. Sein Orchesterstück „Searching for Roots“ ist eine Hommage an den finnisch-schwedischen Komponisten Jean Sibelius, sicherlich ein Übervater für Komponisten aus dem nordischen Raum. Das kurze Orchesterstück wurde nun im Mainzer Schloss engagiert und facettenreich zwischen scheinbar chaotischem Zirpen markigen Klangsäulen aus Blech vorgestellt.


Unwirkliches Säuseln bestimmt den Streicherapparat zunächst im Konzert für Violine und Orchester op. 33 von Carl August Nielsen (1865-1931), dem bedeutendsten dänischen Komponisten – hierzulande freilich kaum gespielt. Dorottya Ulyaky nimmt sich zupackend und mit kultiviertem Klang ihres Soloparts an. Das Orchester unter der Leitung von Clemens Heil, derzeit Solorepetitor mit Dirigierverpflichtung am Mainzer Staatstheater, begleitete hier sehr exakt und erwies sich als sehr aufmerksam. Gleichsam kosteten die Musiker die schwelgerischen Momente des Stücks gerne aus, ohne dabei aber zur Übertreibung zu neigen.


Diese Disziplin, gepaart mit großer musikalischer Neugier und einem beachtlichen Gestaltungswillen des Dirigenten, lies auch die Sinfonie Nr. 2 in D-Dur von Jean Sibelius zu einem unbestreitbaren Erfolg werden. Immer blieb Raum für musikalische Nuancen, ohne dabei den Sinn für den Gesamtklang außer acht zu lassen.


Veröffentlicht in der Allgemeinen Zeitung Mainz

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