Montag, 12. Mai 2008

Dale Duesing zeigt an der Frankfurter Oper mit Rossinis „Il viaggio a Reims“ eine einfallsreich erzählte Posse wider Willen

Eigentlich verdient Dale Duesing seinen Unterhalt ja auf der Bühne. Doch Ende 2004 hat er an der Oper Frankfurt gezeigt, dass weit mehr Talente in ihm schlummern als die eines veritablen Baritons. Gioacchino Rossinis Dramma giocoso „Il viaggio a Reims“ aus dem Jahr 1825 hatte er sich seinerzeit für sein Regiedebüt ausgesucht und damit aus dem Stand eine mehrfache Nominierung als „Regisseur des Jahres“ im Fachmagazin „Opernwelt“ ergattert. Das gleiche Magazin hatte ihn 10 Jahre zuvor bereits zum „Sänger des Jahres“ gekürt. Seitdem hat er nun zwei weitere Inszenierungen abgeliefert, für die Spielzeit 2010/11 soll eine vierte in Frankfurt gezeigt werden.


In dieser Saison kann sich das Frankfurter Opernpublikum aber noch einmal Duesings Erstling anschauen. Rossinis Reise nach Reims steht zum zweiten und letzten Mal als Wiederaufnahme auf dem Spielplan und überzeugt immer noch mit seiner Beweglichkeit und Luftigkeit, seinem Witz und seinem entspannten Einfallsreichtum. Die Lust an der Überspitzung von Nichtigkeiten ist in jedem Moment spürbar, die Dramatisierung des Banalen wird in Musik und Szene immer wider pointiert aufs Korn genommen. Dass Duesing dabei seine Figuren geschickt zwischen Lächerlichkeit und Tragik positioniert, hat Axel Weidauer als szenischer Leiter der Wiederaufnahme gut durchschaut.


Johannes Debus leitet das musikalische Geschehen vom Hammerklavier aus, möglicherweise liegt es an dieser nicht ungewöhnlichen Doppelrolle, dass so manche Passage arg ins Wanken gerät und erst nach deutlichen Anstrengungen alle Beteiligten wieder zueinander finden. Dem Genuss an dieser Posse wider Willen tut das aber keinen Abbruch. Der Chor zeigt sich von seiner besten Seite, auch das Solisten-Ensemle mit Simona Saturova (Madame Cortese), Elin Rombo (Corinna) und Don Profondo (Simon Bailey) an der Spitze gibt sich meisterhaft dem verspielten Reigen hin. Routiniert und zupackend rundet das Museumsorchester eine gelungene Produktion ab.


Veröffentlicht in der Frankfurter Neuen Presse

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