Freitag, 16. Mai 2008

Dieter Boyer inszeniert Goethes "Torquato Tasso" in Mainz

Hierzulande wäre der italienische Dichter Torquato Tasso wohl kaum mehr bekannt. Doch Goethe hat ihn in seinem gleichnamigen Schauspiel unsterblich gemacht. Dieter Boyer inszeniert das Stück nun mit dem Mainzer Schauspiel-Ensemble.


Tasso lebte zwischen 1544 und 1595. knapp 200 Jahre nach seinem Tod ließ Goethe sein Drama drucken, 1807 wurde es schließlich uraufgeführt. Seitdem sind nun wieder 200 Jahre vergangen. Die zeitliche Dimension und die Entfernung zwischen heute und dem realen Tasso ändert aber kaum etwas an der Aktualität des Problems, das Goethe verhandeln lässt. Boyer bezeichnet das Stück als Goethes „großes Künstlerdrama“. Es geht schlichtweg um ein „allgemeines Begehren, sich mit Kunst zu schmücken“. Doch Tasso will da nicht mittun. Er beharrt auf der „Relevanz“ seines Schaffens.


Die Konfliktlinien laufen vielschichtig durch das Drama. Der Dichter trifft auf den Macher Antonio, der nicht einsehen mag, dass der Jongleur komplexer Zusammenhänge, die ihn quasi am Handeln hindern, nun zu ehren kommt. „Schnell stellt sich die Frage, was Kunst überhaupt kann“, liest Boyer in dem Stück. Schließlich sei das auch ein Thema, mit dem ein Theatermensch immer befasst ist. Dabei gehe es auch um das „sich ernst nehmen als Künstler“, findet er. Im Drama steht Tasso weitestgehend allein vier „Nicht-Künstlern“ gegenüber. „Tasso und Antonio sind konkrete Gegenentwürfe“, stellt er fest. „Tasso weiß, dass die Dinge kompliziert sind und ist durch seine Beschäftigung damit für die praktischen Aufgaben völlig unbrauchbar“, so Boyer weiter. Da ist ihm Antonio voraus, der in allen politisch relevanten Belangen konsultiert wird.


Besonders fasziniert ist der Regisseur auch von Goetes Sprachwelt. „Die Sprache ist stärker als alles, was wir physisch bauen können“, sagt er mit Blick auf das Bühnenbild, das größtenteils auf Dekoration verzichtet. Licht spielt eine wichtige Rolle, Räume entstehen durch Ausleuchtung. Noch immer kann Boyer ständig etwas Neues in dem Stück entdecken. „Das ist das Besondere an solch komplexen Texten“, zeigt er sich nach wie vor begeistert von dem Stoff. Aber: „Ehrfurcht muss ich wegschaufeln“, darum ehre er den Meister und seine Kunst auch, fürchte ihn aber nicht. Deshalb hat er sich auch an notwendige Kürzungen gewagt, so dass die Aufführungsdauer nun bei unter drei Stunden inklusive Pause liegt.


  • Für die Inszenierung wurden eigens eine Szenenmusik bei Susanna Ridler in Auftrag gegeben
  • Premiere ist am 17. Mai im Kleinen Haus, weitere Aufführungen am 20 und 25. Mai, jeweils 19.30 Uhr
  • Karten unter 06131/2851-222
Erschienen in der Allgemeinen Zeitung Mainz



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